Die Entstehung menschlichen Lebens und frühkindlicher Tod

- 19 - Ich war in diesem Augenblick sehr bekümmert, und Florence nannte mir den Grund dafür: • 'Gott hat es zugelassen, daß ich mich dir mit meiner irdischen Mißbildung zeigen darf, so daß du sicher bist, daß ich es wirklich bin und daß der Spiritismus Wirklichkeit ist und dich tröstet. Manchmal zweifelst du, Mutter, und denkst, deine Augen und Ohren haben dich getäuscht. Aber jetzt darfst du nie mehr zweifeln. Glaube nicht, daß ich in dieser Gestalt auch in der jenseitigen Welt lebe. Die Mißbildung habe ich schon lange nicht mehr. Aber heute Abend habe ich sie wieder angenommen, um dir Gewißheit zu verschaffen. Gräme dich nicht, liebe Mutter. Denke daran, daß ich dir immer nahe bin. Niemand kann mich von dir trennen. Deine irdischen Kinder mögen heranwachsen, in die Welt hinausgehen und dich verlassen, aber du wirst immer dein Geist-Kind ganz dicht bei dir haben.' Ich konnte und kann nicht angeben, wie lange Florence bei dieser Gelegenheit sichtbar bei uns blieb. Mr. Harrison sagte mir hinterher, daß sie ungefähr 20 Minuten geblieben sei. Doch ihre unzweifelhafte Anwesenheit machte einen überwältigenden Eindruck auf mich, daß ich nur denken konnte: • Sie war da, ich hielt wirklich die in meinen Armen, die ich als kleines Kind mit meinen eigenen Händen in den Sarg gelegt hatte. Sie war nicht mehr tot, als ich es selbst war, aber sie war zu einer Frau herangewachsen. So saß ich dort und hatte sie mit meinen Armen eng umschlossen. Mein Herz schlug so lange gegen ihres, bis die Kraft nachließ und Florence gezwungen war, mir einen letzten Kuß zu geben. Sie verließ mich in verblüfftem und verwirrtem Zustand, weil es so unerwartet geschah. Nachdem sie uns verlassen hatte, materialisierten sich und erschienen noch zwei andere Geistwesen, aber keines von beiden war Mrs. Stewart. Insofern war die Sitzung ein Mißerfolg. Ich habe Florence seit diesem Ereignis noch bei zahlreichen anderen Gelegenheiten gesehen und gehört, allerdings ohne diese Mißbildung ihres Mundes, von der sie uns versicherte, daß sie mit ihr keinen von uns mehr ängstigen wolle. Ich könnte Seiten füllen mit den Berichten über ihre reizende und einschmeichelnde Handlungsweise und manchmal eindrucksvollen Nachrichten. Ich habe von dieser Geschichte so viel berichtet, wie den Leser interessieren mag. Es ist für mich wunderbar festzustellen, wie sich die Wege und Arten der Verbindung im Laufe der Jahre gewandelt haben. Als sie mir 1873 erschien, war sie ein schlichtes Kind, das nicht wußte, wie es sich ausdrücken sollte. Sie ist jedoch eine Frau voller Einsicht und besorgter Warnungen, die zu mir im Jahre 1890 kommt. Aber trotzdem erscheint sie mir äußerlich als Neunzehnjährige. • Florence sagte mir, wenn sie dieses Alter erreicht habe, werde sie nicht älter an Jahren und äußerlicher Erscheinung und habe dann den Höhepunkt der weiblichen Entwicklung in der Geistigen Welt erreicht. Gerade am Abend vor Weihnachten, an dem ich diesen Bericht schreibe, kommt sie zu mir und sagt: ' • 'Du darfst nicht traurigen Gedanken Raum geben. Die Vergangenheit ist vergangen. Laß es ruhen in der Gnade, die dir geblieben ist.' Und unter die größten dieser Gnaden rechne ich die Existenz meines Geistkindes." Zu diesen eindrucksvollen Erlebnissen und Schilderungen von Frau Marryat läßt sich nur die Frage stellen: Ist überhaupt ein überzeugenderer Beweis des Fortlebens eines verstorbenen Menschen denkbar, als er hier gegeben wurde? Meiner Meinung nach ist das nicht der Fall. Weiter ist beachtenswert, daß ein als kleiner Säu gling gestorbenes Kind noch eine Weile seine Mißbildung im Jenseits behalten hat und diese erst bei seinem weiteren Wachstumsprozeß verlor, sie aber auch zeitweilig wieder annehmen konnte. Weiter hatte dieses Kind auch im Jenseits zeitweise noch seine Kümmernisse und ging nicht sofort in einen Zustand ungetrübter Seligkeit über.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3