Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung Herausgeber: Rolf Linnemann (Dipl.-Ing.) * Steinweg 3b * 32108 Bad Salzuflen * Telefon: (05222) 6558 Internet: http://www.psychowissenschaften.de E-mail: RoLi@psygrenz.de Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler Di e Zuver l ässigkei t medi al er Durchgaben und di e Prüfung der Gei ster Werner Schiebeler, Diplomphysiker, Prof. Dr. rer. nat., geboren 1923 in Bremen. Studium der Physik in Göttingen und 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma Standard-Elektrik-Lorenz A.G. in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der damaligen Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen Fachhochschule Ravensburg-Weingarten. 1971 Ernennung zum Professor und 1983 der Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesungen an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Der Autor veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, sowie Broschüren und vier Bücher über die verschiedensten parapsychologischen Themen. Daneben erschienen über das Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen von ihm zwei Filme über „Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen“. Hierfür erhielt er 1974 von der Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica den „Ernesto Bozzano-Preis“ und 1988 den „1. Schweizer Preis“ von der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie. Vorwort des Herausgebers Der Mensch ist auf dem Weg zur Metaphysik zurückzukehren. Immer mehr Tatsachen werden ihm zur Prüfung vorlegt. Der Kirche gelingt es nicht, sich ihre Gläubigen zu erhalten, noch weniger ist es ihr gelungen, auch nur einen Materialisten zurückzubekehren. Die moderne Mystik dagegen, bloß weil ihr d i e T a t s a c h e n zur Seite stehen, sieht die Zahl ihrer Anhänger beständig wachsen und hat schon bisher dem Materialismus ungeheuren Abbruch getan. Die Lehre von der Seele erweist sich immer mehr von sehr weittragender Bedeutung in praktischer Beziehung. Sie löst das Menschenrätsel in einem bisher unerreichten Grad und teilweise sogar das Welträtsel. Der Weltzweck wird durchsichtig und der Mensch erkennt, daß die Welt eine Schule für inkarnierte Geistwesen ist. Das Jahrhundert der Naturwissenschaften will nicht mehr glauben, sonder wissen. Der Übergang ist allerdings nicht so leicht. Es gibt Probleme, welche ihre Tiefe darin anzeigen, daß von ihrer Lösung LICHT ausstrahlt, weit über ihre eigenen Grenzen hinaus. Bei dem folgenden Skript handelt sich um die erweiterte Fassung eines Vortrages, der am 21. Juni 1997 in Nellingen bei Ulm gehalten wurde. Bad Salzuflen, im Oktober 1999

- 2 - 1. Einlei tung Seitdem die neuzeitliche wissenschaftliche Parapsychologie im Verlauf der letzten 150 Jahre durch vielfältige Erfahrungsbeweise gezeigt hat, daß es ein Weiterleben des Menschen nach seinem irdischen Tod in einer jenseitigen, feinstofflichen Welt gibt, haben viele Erdenmenschen schon zu ihren irdischen Lebzeiten versucht, mit der jenseitigen Welt, also mit verstorbenen Menschen, Verbindung aufzunehmen. Eine Reihe von Verfahren boten und bieten sich dazu an: Die Methode des klopfenden Tisches, das mediale Pendeln, die Benutzung einer Planchette, das mediale Schreiben und Sprechen, und neuerdings die Benutzung elektronischer Geräte wie z.B. Tonbandgeräte, Fernsehgeräte, Computer oder speziell entwickelte Geräte. Alle diese Verfahren bringen aber nur dann ein gewünschtes Ergebnis, wenn bei den beteiligten irdischen Menschen eine Eigenschaft oder Anlage vorhanden ist, die wir "Medialität" nennen. Die Beweggründe, die Menschen veranlassen, sich mit der jenseitigen Welt in Verbindung zu setzen, können unterschiedlich sein: • Vielfach ist es reines Sensationsbedürfnis, die Neugier auf das Außergewöhnliche ohne ernsthaften Hintergrund. Dabei werden dann an die jenseitigen Gesprächspartner die primitivsten Fragen gestellt wie: Welchen Namen wird meine nächste Freundin haben, werde ich viel Geld verdienen, wie wird die nächste Klassenarbeit ausfallen oder ähnliches. • Der andere Beweggrund ist oft der Tod naher Angehöriger oder Freunde. Man kommt über deren Fortgang nicht hinweg und will wissen, wie es ihnen geht. Natürlich hofft man dabei auf eine günstige Auskunft. • Der dritte Beweggrund kann wissenschaftliches Interesse sein. Man will erneute Beweise für das persönliche Überleben des Todes erbringen und die Verhältnisse in der jenseitigen Welt erforschen, wozu man die Bewohner jenes Bereiches ausfragen muß. • Der vierte Beweggrund kann sein, unglücklichen Verstorbenen, die ihren Weg in der jenseitigen Welt noch nicht gefunden haben, durch Rat, Aufklärung und Gebet weiterzuhelfen. Oftmals haben diese nämlich, da sie zu irdischen Lebzeiten nicht an ein Fortleben nach dem Tode glaubten, noch gar nicht die Erkenntnis gewonnen, daß sie gestorben sind. Da sie ja, wenn auch oftmals eingeschränkt, denken können, sind sie der Meinung, daß sie noch am Leben seien. Da es ein Leben nach dem Tod für sie nicht gibt, glauben sie also, noch auf der alten Erde zu sein. Es ist oftmals schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Alle diese Verfahren des Jenseitsverkehrs sind aber nicht harmlos oder gefahrlos, wie auch das Autofahren auf Erden nicht gefahrlos ist. Kein vernünftiger Mensch setzt sich hinter ein Steuerrad, ohne vorher eine Fahrschule durchlaufen und sich über die Gesetze des Straßenverkehrs kundig gemacht zu haben. • Der Jenseitsverkehr wird aber von den allermeisten Menschen versucht, o h n e sich über sein Wesen und seine Gefahren und notwendige Schutzmaßnahmen v o r h e r zu unterrichten. Um mit Jenseitigen in Verbindung zu treten, muß man sie rufen und sich ihnen öffnen. Das kann ohne Schutzmaßnahmen aber so sein, als wenn jemand auf Erden in einer Großstadt nachts seine Haustür öffnet und ruft: "Kommt nur alle herein, ich will mit euch reden!" Wer da dann eintritt, kann sich als sehr unangenehm erweisen und will unter Umständen gar nicht wieder weggehen. Schon mancher ist beraubt oder ermordet worden, wenn er wahllos unbekannte Leute in seine Wohnung gelassen hat. Nicht viel anders kann es einem bei einer leichtfertigen Verbindungsaufnahme mit der jenseitigen Welt gehen. Der medial veranlagte irdische Mensch hat eine innere Tür geöffnet, durch die ein Jenseitiger "eingetreten" ist. Der findet unter Umständen die sich ihm bietende Möglichkeit sehr

- 3 - abwechslungsreich, daß er jetzt die Gedanken eines irdischen Menschen beeinflussen und sich bei ihm einnisten kann. Das Opfer hört dann oft pausenlos innerlich Stimmen, erhält sinnlose Aufträge, wird unflätig beschimpft und am Schlaf gehindert. Es entwickelt sich dabei ein Zustand, den man als "Umsessenheit", oder, wenn das persönliche Bewußtsein des Menschen weitgehend ausgeschaltet ist, auch als "Besessenheit" bezeichnet. Das Verhalten dieser armen Opfer wird häufig so auffällig und ihr persönliches Befinden so unerträglich, daß sie sich in psychiatrische Behandlung begeben müssen. Das Schlimme dabei ist aber, daß diese Menschen von den Ärzten als geisteskrank, als Schizophrene oder Neurotiker eingestuft und dann mit schweren Psychopharmaka behandelt werden. Durch diese werden sie zwar vorübergehend "ruhiggestellt", in der Regel aber n i c h t g e h e i l t , weil sie ja im medizinischen Sinne gar nicht geisteskrank sind. Diese Patienten leiden dann nur unter den starken Nebenwirkungen der Psychopharmaka, werden aber meist nicht gesund. Ihr Zustand kann unter Umständen bis an ihr Lebensende anhalten. In diesem Zusammenhang ist auch zu bedenken, daß der Zustand der Umsessenheit oder Besessenheit nicht nur durch unvorsichtige spiritistische Praktiken, sondern auch durch magische Versuche, die Benutzung des "Sechsten und Siebten Buch Mosis", die Lektüre esoterischer Bücher, die Teilnahme an Hexenritualen und allen Meditationspraktiken hervorgerufen werden kann. Bei letzteren öffnet der Meditierende sich ja innerlich, macht sich geistig leer und sperrt seine innere Tür auf. Bei entsprechender medialer Veranlagung können dann ungebetene Wesenheiten das "Haus" betreten und sich einnisten. Auch dort, wo es äußerlich sehr fromm zugeht, bei den sogenannten "Charismatischen Gruppierungen" beider christlichen Konfessionen, kann Gefahr lauern. Das dort geübte "Zungenreden" und die "Geistestaufe" müssen nicht unbedingt von Gottes guter Geisterwelt ausgehen. Der evangelische Pfarrer Dr. Erich Lubahn, der sich jahrzehntelang mit der Befreiung jenseitig behafteter Menschen befaßt hat, bringt in seinem Buch "Auf der Suche nach der Unsichtbaren Wirklichkeit, die Notwendigkeit der Geisterunterscheidung", Christliches Verlagshaus Stuttgart 1993 (6), beeindruckende Beispiele für verhängnisvolle Folgen aus der Teilnahme an charismatischen Veranstaltungen. Meist sind diese zwar wirklich auf eine echte Hinwendung zu Gott ausgerichtet, aber eben nicht immer, insbesondere dann nicht, wenn unter viel Halleluja-Gerufe Gott geradezu gezwungen oder genötigt werden soll, z. B. bestimmte Heilungen zu bewirken. Ich habe derartiges schon selbst miterlebt. Die geschilderten schädlichen Folgen müssen nicht unbedingt eintreten, meistens geht es ja gut aus, aber es kann geschehen. Und dann ist guter Rat teuer. Jedes Jahr wenden sich mehrfach Hilfesuchende an mich, die auf die eine oder andere Weise auf diesem Gebiet in Bedrängnis geraten sind. Bei Ärzten und meist auch bei Seelsorgern finden sie kein Verständnis oder Hilfe. Ihr Hinweis auf eine mögliche Besessenheit wird nur als Symptom ihrer Geisteskrankheit angesehen.

- 4 - 2. Täuschungen und Fälschungen auf dem Gebiet der Rel igionen und des Spiri tual ismus Im deutschen Sprachgebrauch wird zwischen zwei Begriffen unterschieden, die ziemlich ähnlich klingen, nämlich zwischen "Spiritismus" und "Spiritualismus". 1. Mit "S p i r i t i s m u s" ist die Lehre vom Fortleben des Menschen nach dem irdischen Tod gemeint, ohne daß dabei zunächst ein religiöser Bezug beachtet wird. Wenn also z. B. bei einem Versuch paranormal ein Tisch zum Schweben gebracht wird und man den Eindruck hat, daß jenseitige Wesenheiten die eigentlichen Verursacher sind, so ist das ein spiritistisches Phänomen. Erscheinungen dieser Art habe ich in großer Zahl in dem Buch "Zeugnis für die jenseitige Welt" (11) dargestellt. 2. "S p i r i t u a l i s m u s" dagegen ist die Lehre vom persönlichen Überleben des irdischen Todes und der Bindung an Gott. Er ist die Lehre von der Herkunft und Bestimmung des Menschen und der Verantwortlichkeit für seine Handlungen gegenüber Gott. Er ist die Lehre vom Nachrichtenaustausch zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen der irdischen und der göttlichen Welt. Im englischen Sprachraum wird zwischen diesen beiden Gebieten meist nicht streng unterschieden. Dort ist in der Regel mit "spiritualism" auch das gemeint, was wir im Deutschen mit "Spiritismus" bezeichnen. Im Sinne dieser Definition sind die sogenannten Offenbarungsreligionen, zu denen auch die Mosaische Religion und das Christentum gehören, ihrem Ursprung und Wesen nach spiritualistische Religionen, auch wenn sie den ursprünglichen Jenseitsverkehr jetzt nicht mehr ausüben. Zunächst sind aber die Lehren dieser Religionen durch Übermittlungen aus einer jenseitigen Welt an Menschen auf dieser Erde zustande gekommen. Auch Christus betont ja ausdrücklich (Joh. 12, 49): "Denn ich habe nicht von mir selbst aus geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir Auftrag gegeben, was ich sagen und was ich reden soll, und ich weiß, daß sein Auftrag ewiges Leben bedeutet. Was ich also rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat." Wir haben es also, nüchtern gesprochen, mit einem Nachrichtenaustausch zwischen zwei Daseinsbereichen mittels medialer Durchgaben zu tun, wobei "medial" bedeutet, daß ein menschlicher Mittler mit besonderer Begabung eingeschaltet war. Dieser Nachrichtenaustausch erfolgte mit Hilfe einer menschlichen Sprache. Sie ist für uns überhaupt das Mittel der Nachrichtenübermittlung. Mit ihrer Hilfe versuchen wir, uns auch im täglichen Leben zu orientieren. Durch Fragen versuchen wir, von anderen Menschen die Auskünfte zu erhalten, die wir meinen, für unseren Lebensunterhalt zu benötigen, oder die wir auf Grund unseres Geltungstriebes gerne hören möchten. Der Gefragte gibt in der Regel die Antwort, von der er für sich oder seine Anhänger den größten Vorteil erhofft. Häufig geben Menschen auch Auskünfte von sich, ohne gefragt zu sein, wenn sie durch diese andere Menschen zu bestimmten Verhaltensweisen veranlassen wollen. Der Auskunftgebende will dadurch für sich bestimmte Vorteile erlangen, die für den Auskunftnehmenden nicht immer unbedingt nützlich sein müssen. Mit dieser Möglichkeit und Anwendungspraxis wird die Sprache, und davon abgeleitet auch das geschriebene Wort, zum hervorragenden Mittel der Täuschung anderer. Ihre höchste Entfaltung finden derartige Verfahren in der Politik. Letztere ist ja nicht etwa, wie man vielleicht annehmen und andere glauben machen möchte, die Kunst der Staatsführung zum Wohle aller Bürger und zur Ausübung von Gerechtigkeit gegen jedermann. Sie ist dagegen die hohe Kunst der Täuschung zum Vorteil einzelner oder von Bevölkerungsgruppen zum Nachteil anderer Volksteile. Diese Technik spielt sich nicht nur innerhalb jedes Volkes, sondern auch zwischen den Völkern unserer Welt ab. Zwischen ihnen herrscht ein unablässiger Kampf um Vorteile. Zur verbalen Täuschung kommt noch die Anwendung brutaler Gewalt hinzu, in unserer Sprache Krieg genannt. Ist ein Krieg infolge Erschöpfung eines oder beider Gegner nicht mehr fortführbar, wird die Auseinandersetzung oder die Erlangung von Vorteilen wieder durch die Täuschungskunst der Politik ersetzt. Man nennt das dann Frieden. Er ist die Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln.

- 5 - Neben der Politik liegt der große Bereich der Täuschung in der Werbung oder Reklame. Hier will man andere Menschen zum Kauf von Waren überreden, indem man ihnen Eigenschaften vortäuscht, die sie nur teilweise oder gar nicht haben. • Eine gewichtige, wenn nicht ausschlaggebende Rolle spielen bei den Täuschungsverfahren die sogenannten Massenmedien: Presse, Rundfunk und Fernsehen. Sie sind heutzutage die großen Verbreiter der Täuschung. Die ständige Ausübung der Täuschung arbeitet für die Anwender aber nur dann zufriedenstellend, wenn der Getäuschte nicht weiß und merkt, daß er getäuscht werden soll. Er muß also neben der Falschinformation auch immer einen nennenswerten Anteil von richtiger Information erhalten, die er auch als richtig zu erkennen glaubt und als wertvoll erachtet. Weiter muß es dem Getäuschten so schwer wie möglich gemacht werden, Fehlinformation von wahrer Information zu unterscheiden. • Den Täuschenden kommt eine menschliche Charaktereigenschaft entgegen, nämlich erkannte Täuschungen schnell zu verdrängen oder zu vergessen und Informationen überhaupt weitgehend als wahr anzusehen. Nur so ist es zu verstehen, daß Werbung und Wahlpropaganda immer ihre Abnehmer finden. Hier beginnt schon auf dieser Erde die große Schwierigkeit, die Wahrheit vom Betruge, von der Täuschung, unterscheiden zu können. Der einzelne Mensch versucht, wenn er interessiert und intelligent genug ist, angebotene Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Er prüft, ob Versprechungen in Erfüllung gehen. Wenn sie es nicht tun, kann er nachträglich feststellen, daß er einer Falschinformation zum Opfer gefallen ist und muß für die Zukunft mißtrauischer werden. Wir Menschen auf dieser Erde sind aber nicht imstande, uns vollkommen dagegen abzusichern, immer wieder aufs neue getäuscht zu werden. Wir können ja nicht sämtliche zufliegenden Nachrichten als Falschinformationen abweisen. Wenn wir leben wollen, müssen wir einer Vielzahl von Informationen vertrauen. Wir sind aber nicht fähig, auch wenn wir intelligent genug sind, immer mit Sicherheit zu erkennen, wo geschickte Täuschungen verborgen sind. Erst hinterher, wenn es zu spät ist, sind wir dann schlauer. Der Staat als Täuschender, der von seinen Bürgern nicht getäuscht werden will, wählt ein anderes Verfahren. Er prüft nicht mühsam, sondern versucht, wahrheitsgemäße Informationen von seinen Bürgern zu erzwingen. Dazu bedient er sich der Strafandrohung, der Abgabe eidesstattlicher Erklärungen und der Erzwingung des Eides. Und da die angedrohten irdischen Strafen bei Leistung eines Meineides möglicherweise nicht wirkungsvoll genug erscheinen, werden durch die religiöse Form des Eides unter Anrufung Gottes auch himmlische Strafen in Aussicht gestellt. Das Problem der echten Information und der Täuschung, die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge, sind die überragenden Fragen in unserer Welt und in unserem Leben. Daher nehmen sich auch die Religionen in besonders eindringlicher Weise dieser Frage an. Eines der oberen Gebote aller Religionen lautet daher: "Du sollst nicht lügen!" Und dies nach dem ethischen Grundsatz: "Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu". Man sollte nun meinen, daß zumindest die Religionsdiener aller Religionen, auch des Christentums, nach diesem Gebot handeln. Aber weit gefehlt. Als Menschen erkannten, daß sich auch Religionen und die sich daraus entwickelnden Glaubensgemeinschaften und Kirchen zur Beherrschung von Menschen eignen, haben sie sogar in diesen Bereichen Täuschungs- und Fälschungsmethoden entwickelt. Bereits im Alten Testament läßt Gott den Israeliten durch den Propheten Jeremia um 600 v.Chr. mitteilen (Jeremia 8, 8): "Wie könnt ihr nur sagen: 'Wir sind weise, wir sind ja im Besitz des göttlichen Gesetzes!' Ja freilich! Aber zur Lüge hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten gemacht. Beschämt werden die Weisen dastehen, werden bestürzt sein und sich gefangen (= widerlegt) sehen. Sie haben ja das Wort des Herrn verworfen. Welcherlei Weisheit besitzen sie da noch?"

- 6 - In der katholischen Kirche hat die sogenannte Konstantinische Schenkung eine große Bedeutung erlangt. Sie ist eine gefälschte Urkunde, in der Kaiser Konstantin I. (der Große, geb. um 280, römischer Kaiser von 306-337) gegenüber Papst Silvester I. (314-335) den Vorrang des römischen Papsttums über alle Kirchen anerkennt und dem Papst die Herrschaft über Rom und alle abendländischen Provinzen zugesteht. Die Schenkung sollte aus Dankbarkeit Konstantins gegenüber Silvester erfolgt sein, weil dieser ihn getauft habe. Tatsächlich ist Konstantin erst auf dem Totenbett 337 durch den Bischof Eusebius von Caesarea (geb. um 263, gest. 339) getauft worden, während Silvester bereits 335 gestorben ist. Die Taufe erfolgte noch nicht einmal römisch-katholisch, sondern arianisch, also gemäß einer christlichen Lehrmeinung, die später von der römischen Kirche als Ketzerei höchsten Grades verurteilt wurde. In der gefälschten Schenkungsurkunde heißt es u.a. (12, S. 224): "Wie Uns eine irdische Kaisermacht zusteht, so haben Wir bestimmt, daß ihre hochheilige römische Kirche achtungsvoll geehrt, und daß mehr als Unsere Kaisergewalt und Unser irdischer Thron der hochheilige Stuhl Petri glorreich verherrlicht werde, indem Wir ihm die Macht, den Ehrenrang, die Kraft und die Ehrenbezeigungen verleihen, die einem Kaiser zukommen. Und Wir beschließen und setzen fest, daß er die Vorherrschaft sowohl über die vier Hauptbischofssitze von Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem, als auch über alle Kirchen Gottes auf dem ganzen Erdkreis innehabe; und der jeweilige Papst dieser hochheiligen römischen Kirche soll erhabener und ein Fürst für alle Bischöfe der ganzen Welt sein, und durch seinen Urteilsspruch soll geordnet werden, was in bezug auf den Gottesdienst und für den festen Bestand des Christenglaubens zu versorgen ist. Denn es ist gerecht, daß dort ein geheiligtes Gesetz die Oberherrschaft erhalte, wo, wie der Stifter der heiligen Gesetze, unser Heiland, anordnete, der heilige Petrus den Stuhl des Apostolates innehaben sollte." usw. Der lange Urkundentext endet mit den Worten: "Zur Nachahmung Unserer kaiserlichen Gewalt, damit durch diese die päpstliche Tiara nicht in den Schatten gestellt, sondern vielmehr noch als die Würde und Machtherrlichkeit der irdischen Gewalt geschmückt werde - siehe, dazu haben Wir sowohl, wie vorher gesagt, Unseren Palast als auch die zur Stadt Rom, alle zu Italien oder dem Abendland gehörigen Provinzen, Orte und Städte dem oftgenannten hochseligen Oberpriester, Unserem Vater Silvester, dem Universalpapst, übertragen und seiner oder seiner Nachfolger im Papsttum Gewalt und Botmäßigkeit überlassen. Wir haben es deshalb für angemessen erachtet, Unsere Gewalt und Unseren Herrschersitz in den Osten zu verlegen, und in der Provinz Byzanz an wohlgelegenem Orte Unserem Namen eine Stadt zu bauen und dort Unseren Thron aufzurichten. Denn wo der Fürst der Priester und das Haupt der christlichen Religion von dem himmlischen Kaiser hingesetzt worden ist, da kann billigerweise der irdische Kaiser keine Herrschaft ausüben." Über die Entstehungsgeschichte dieser Fälschung berichtet der katholische Historiker und Fachmann für Papst- und Kirchengeschichte Hans Kühner (geb. 1912) in seinem Werk "Gezeiten der Kirche in zwei Jahrtausenden" (5, S. 83 f): "Eusebius, der Kaisertheologe, Hofbischof und Hofhistoriker des neuen Imperators, Eusebius, Bischof von Cäsarea, der 'Vater der Kirchengeschichte', redet von Konstantin I. im Ton des Psalmisten, wenn er von Gott spricht. Er hat die Konstantin-Legende schaffen helfen, die von der Historiographie der Kirche, wenn auch nicht im Wortlaut, so doch in dem ihr zugrundeliegenden Wesen ohne Gegenfrage übernommen und ausgebaut worden ist, weil Dankbarkeit keine Gegenfragen stellt. Die Legende beginnt mit der Vision oder dem Traum Konstantins I. auf dem Schlachtfeld vor Rom, wo eine himmlische Stimme vor der Schlacht den Sieg im Zeichen des Kreuzes verspricht. Als Konstantin I. später den Afrikaner Caecilius Firmianus Lactantius, den frühesten Apologeten lateinischer Sprache, zum Erzieher seines Sohnes Crispus beruft, verfaßt Lactantius ein Buch "De mortibus persecutorum", über

- 7 - die Todesarten der verfolgten Christen, und fügt den Legendenbericht ein. Eusebius erweitert das vorgefundene Material ein Vierteljahrhundert später in der Biographie seines Wohltäters, der "Vita Constantini", zu üppigen panegyrischen (lobhudelnden) Gewinden. Um die Wende des 5. zum 6. Jahrhundert wird unter Papst Symmachus, einer von 498 bis 514 regierenden, äußerst undurchsichtigen Gestalt, der kirchenpolitische und pädagogische Wert der Legende erkannt und der Konstantin-Sylvester-Legende ihre wiederum erweiterte endgültige Form gegeben. Sie erweist sich als brauchbar, so daß, wie als gesichert gelten kann, die päpstliche Kanzlei Stephans II., der von 752 bis 757 herrscht und charakterlich Symmachus gleicht, das Legendenwerk mit der durchdachten Fälschung des Constitutum Constantini Imperatoris - Donatio Constantini, der ominösen konstantinischen Schenkung Roms an Papst Silvester I., krönen kann. Als dann im 15. Jahrhundert Nikolaus Cusanus (= Nikolaus von Kues, 1401-1464, Philosoph und Theologe, ab 1458 Kurienkardinal) und Lorenzo Valla (= Laurentius Valla, 1405-1457, Sekretär am päpstlichen Hof), der erste kritische Geschichtsforscher, die Fälschungen endgültig nachweisen, sind die Positionen nicht mehr zu erschüttern." Diese gefälschte Konstantinische Schenkung ist nicht die einzige Fälschung im kirchlichen Bereich gewesen. Eine weitere liegt zeitlich noch früher. Sie betrifft den römischen Papst Gelasius I. (492496). Er war führend im dogmatischen und kirchenrechtlichen Kampf um den innerkirchlichen Vorrang des römischen Bischofs. Er schuf die Lehre vom Vorrang der geistlichen Autorität gegenüber der weltlichen Gewalt, die sogenannte Zwei-Gewalten-Lehre, die seitdem von der katholischen Kirche vertreten wird. Hans Kühner berichtet (5, S. 40): "Gelasius I. erklärt, Geistliche dürfen nicht durch die weltliche Gerichtsbarkeit gerichtet werden. Daraus macht das sogenannte Constitutum Silvestri, die erste Urkundenfälschung im Dienste des Papsttums, die unter dem übernächsten Papst, Symmachus, und wohl mit dessen Einverständnis hergestellt und Silvester I. untergeschoben worden ist, den kanonischen Grundsatz: 'prima sedes a nemine iudicatur', der Papst kann von niemandem gerichtet werden. Für die Authentizität dieses, später trotz des bündigen Nachweises der Fälschung des Satzes durch den französischen Mauriner-Mönch Pierre Coustant im Jahre 1721 dennoch als Canon 1556 in den 'Codex Iuris Canonici' von 1917 aufgenommenen Rechtsgrundsatzes behaupten die Fälscher eine Synode im süditalienischen Sinuessa aus dem Jahre 303 unter Papst Marcellinus, dem vierten Vorgänger Silvesters I. Diese Synode hat so wenig je stattgefunden wie ein gleichfalls erdachtes Konzil unter Konstantin I. und Silvester I., das die Grundlage des Constitutum Silvestri gelegt haben und wo der Papst gesagt haben soll: 'nemo iudicabit primam sedem.' " Mit diesen beiden gewichtigen Fälschungen waren die Machtpositionen und Machtansprüche der römisch-katholischen Kirche abgesteckt, aus denen heraus sie in den folgenden Jahrhunderten ihre weltliche Machtpolitik betreiben konnte. Fälschungen geringeren Ausmaßes rundeten das Bild ab. So berichtete am 19. Dezember 1959 der Staatsarchivdirektor vom Generallandesarchiv in Karlsruhe Dr. Paul Zinsmaier in einem Vortrag vor dem Hegau-Bodensee-Geschichtsverein über mittelalterliche Urkundenfälschungen besonders im klösterlichen Bereich (abgedruckt im Pforzheimer Kurier vom 24. 12. 1959). Er stellte fest, daß im Mittelalter mehr Urkunden gefälscht worden seien, als zu irgendeiner Zeit danach. Durch moderne technische Methoden (Untersuchung mit Ultraviolett- und Infrarotlicht und Röntgenstrahlen) und historische Vergleiche lasse sich das heute nachweisen. • E i n e d e r g r ö ß t e n F ä l s c h e r z e n t r a l e n sei das K l o s t e r R e i c h e n a u im Bodensee gewesen, in dem für die verschiedensten Auftraggeber gearbeitet worden sei. Aus dieser Werkstatt lägen allein elf falsche Kaiser- und zwei Papsturkunden vor. Aber auch andere berühmte Klöster hätten sich in diesem "Handwerk" fleißig geübt, z. B. die Mönche des K l o s t e r s S t . B l a s i e n.

- 8 - Bei den Fälschungen des Klosters Reichenau habe es sich meist um Schriftstücke gehandelt, die sich gegen Vögte richteten, die den Klöstern unbequem oder zu mächtig geworden seien. Der Quellenwert einer Fälschung sei für die historische Forschung und Urkundenlehre oft viel höher einzuschätzen als der einer echten Urkunde, weil diese Fälschungen tiefe Einblicke in die Zusammenhänge ihrer Zeit lieferten. Auch gäben die Entstehung, der Zweck und die Tendenz einer Fälschung wertvolle Auskunft über den politischen Willen des Fälschers oder der Auftraggeber. Johannes Greber (1874-1944), der seinerzeit katholische Priester, wurde von seinem belehrenden Geistwesen auch auf einige Änderungen oder Fälschungen in der Bibel, speziell im Neuen Testament, aufmerksam gemacht. Diese lassen sich allerdings heute urkundenmäßig nicht nachweisen, weil wir keinen Urtext des Neuen Testamentes besitzen. Abgesehen von kleineren und größeren Bruchstücken aus dem 1., 2. u. 3. Jahrhundert stammen die ersten weitgehend vollständigen griechischen Handschriften, die Codices Vaticanus, Sinaiticus, Alexandrinus und Ephraemi rescriptus, erst aus dem 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. • Die Bibeltexte wurden ja nicht photokopiert, sondern mühsam mit der Hand abgeschrieben. Dabei schlichen sich, teils ungewollt, teils absichtlich, eine Vielzahl von Abweichungen ein. • Wenn man heute eine wissenschaftliche griechisch-deutsche Ausgabe des Neuen Testamentes aufschlägt, z. B. die von Nestle/Aland, so findet man auf jeder Seite mit 30 griechischen Textzeilen jeweils etwa sieben enggedruckte Fußnotenzeilen mit 10 bis 20 Hinweisen auf abweichende Stellen in anderen Handschriften gegenüber der von Nestle hauptsächlich benutzten Handschrift des Codex Bezae Cantabrigiensis. Der Johannes Greber belehrende Geist sagt zu diesem Thema (3, S. 18): "Aber auch das, was von den Urkunden des Neuen Testamentes erhalten geblieben ist, hat an nicht wenigen Stellen Änderungen erfahren. Die Abschreiber änderten Worte und Satzteile, ließen an der einen Stelle ein Wort aus oder setzten an einer anderen ein Wort hinzu, wodurch der Sinn des Satzes entstellt wurde, je nachdem es zu ihren Zwecken paßte. Meistens wollten sie für die Glaubensmeinungen ihrer Zeit auch in der Bibel eine Beweisstelle schaffen, und sie griffen zu dem Mittel der Fälschung. Sie waren sich nicht immer der Größe ihres Unrechtes bewußt. Sie glaubten vielmehr, der Religion damit einen Dienst zu erweisen." An einer Stelle des Neuen Testamentes ist, so sagt dieser Jenseitige, irgendwann in der Frühzeit ein einziges griechisches Wort (hymin = euch) weggelassen worden, wodurch diese Stelle einen völlig anderen Sinn bekam. Sie wurde dadurch kirchenpolitisch zu einem bedeutenden Machtinstrument. Es geht um den Ablaß, die priesterliche Vollmacht zur Sündenvergebung. Hierzu sagte das jenseitige Geistwesen Johannes Greber (3, S. 404): "Zum Beweis dafür, daß die katholischen Priester die Gewalt haben, die Lossprechung von Sünden zu erteilen, beruft sich die katholische Kirche auf eine gefälschte Bibelstelle. Auf diese Fälschung habe ich dich bereits in meinem ersten Zusammentreffen mit dir hingewiesen. Es ist die Stelle: 'wenn ihr anderen die Sünden vergebt, so werden sie ihnen vergeben, wenn ihr sie behaltet, wo werden sie ihnen behalten' (Joh. 20,23). - Du weist bereits, daß im griechischen Text ein einziges Wörtchen in dieser Stelle ausgelassen und dadurch der ganze Sinn entstellt ist. Anstatt des Wortes 'ihnen' (griech: autois) stand im Urtext 'euch selbst' (hymin autois; autois kann sowohl 'ihnen' als auch 'selbst' heißen). Die Stelle hieß also richtig: • 'Wenn ihr anderen die Sünden vergebt, so werden sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie behaltet (oder nicht vergebt), dann werden sie euch selbst behalten (oder nicht vergeben).'- In diesen Worten verkündet Christus dieselbe Lehre, die in der Bitte des Vaterunsers enthalten ist: 'Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern', und die er im direkten Anschluß an das Vaterunser in den Worten ausgesprochen hat; 'Denn wenn ihr den Menschen ihre

- 9 - Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben' (Matth. 6, 14). Weil eine Gewalt der Sündenvergebung, wie sie die katholische Kirche für sich in Anspruch nimmt, nicht besteht und nicht bestehen kann, ist sie auch niemals in den ersten christlichen Zeiten gelehrt oder ausgeübt worden. Deshalb wurde früher von den Christen auch nie ein Sündenbekenntnis vor einem Priester verlangt. Die Menschen des ersten Christentums wurden aufgefordert, entsprechend der Lehre Christi e i n a n d e r die Sünden zu bekennen; nämlich die Sünden, die sie gegeneinander begangen hatten. Sie sollten das Unrecht, das sie ihren Mitmenschen zugefügt hatten, diesen eingestehen und dadurch die Versöhnung herbeiführen. Dies ist ja auch der einzige und schnellste Weg der Aussöhnung. Wenn dich jemand beleidigt hat und er kommt zu dir und gesteht sein Unrecht ein, dann reichst du ihm gern die Hand zur Versöhnung. Dazu fordert ja auch Christus mit den Worten auf: 'Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zunächst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Alsdann komm wieder und opfere deine Gabe' (Matth. 5, 23-24). Wäre zur Sündenvergebung das Bekenntnis vor einem Priester und dessen Lossprechung erforderlich, dann würden Christus und die Apostel es nicht unterlassen haben, immer wieder darauf hinzuweisen. Dann wäre es das Wichtigste der ganzen christlichen Lehre gewesen, weil ja ohne Sündenvergebung niemand in das Reich Gottes eingehen kann. • Aber weder Christus noch die Apostel kennen die Beichte vor einem Priester oder dessen Lossprechung. Beichte und priesterliche Lossprechung sind M e n s c h e n s a t z u n g e n, die dem Gläubigen den Weg zu Gott nicht erleichtern, sondern bedeutend erschweren, indem sie ihn in falscher Sicherheit wiegen. Er beichtet und empfängt die Lossprechung des Priesters und meint nun, damit sei zwischen ihm und Gott wieder alles in Ordnung. Damit wird er das Opfer einer großen Täuschung. Jeder Irrtum in den Heilswahrheiten ist mit einem Irrweg zu vergleichen, der den Wanderer dem Ziel nicht näher bringt, sondern vom Ziele immer weiter entfernt." Soweit die Belehrungen des jenseitigen Geistwesens. Die "Vollmacht" der Sündenvergebung erwies sich auch als militärpolitisch wirksames Hilfsmittel. Als 1095 Papst Urban II. auf einer Kirchenversammlung in Clermont in Frankreich zum ersten Kreuzzug aufrief, sicherte er allen künftigen Teilnehmern daran vollkommenen Ablaß zu, also Lossprechung von allen Sünden und Kirchenbußen. Das hatte mit zur Folge, daß die Eroberungen mit teilweise unerhörter Grausamkeit durchgeführt wurden. Als im ersten Kreuzzug am 15. Juli 1099 das christliche Kreuzfahrerheer unter der Führung von Gottfried von Bouillon nach fünfwöchiger Belagerung Jerusalem erstürmte, wurde fast die gesamte mohammedanische und jüdische Bevölkerung von den Siegern abgeschlachtet, einschließlich Frauen und Kindern, insgesamt etwa 40.000 Menschen. Manche Zahlenangaben liegen noch höher. Nach zeitgenössischen Berichten soll der Blutstrom im Tal westlich des Tempelberges bis an die Knöchel gereicht haben. Andere Städte in Palästina erlitten ähnliche Schicksale. Bei vollständigem Sündenablaß konnte man sich so etwas eben erlauben. Der Sündenablaß ließ sich auch kommerziell hervorragend anwenden. Der Handel damit spielte bis zur Reformation eine wesentliche Rolle zur Finanzierung kirchlicher und persönlicher Vorhaben. Und das alles war möglich, weil ein einziges kleines Wörtchen "hymin = euch" aus dem Neuen Testament gestrichen worden war.

- 10 - Zwei andere Beispiele aus neuer Zeit zeigen, wie auch heute noch die Vergebungspraxis zur Durchsetzung gewisser Ziele angewandt werden kann. 1965 lernte ich in Weingarten eine damals schon betagte Dame, Frau Helene H., kennen. Sie erzählte mir folgende Begebenheit: Vor dem ersten Weltkrieg fuhr sie als junge Ehefrau (die damals zwei kleine Kinder hatte) zusammen mit einer Freundin zum Einkaufen nach Ulm. Auch diese Freundin war verheiratet und hatte zwei Kinder. Nach Erledigung ihrer Einkäufe hatten sie bis zur Rückfahrt noch etwas Zeit. Um diese auszufüllen, gingen sie in eine nahegelegene Kirche, um dort zu beichten. Frau H. betrat zuerst den Beichtstuhl. Nachdem sie die Beichte beendet hatte, fragte sie der Priester, ob sie verheiratet sei und wieviele Kinder sie hätte. Frau H. antwortete, daß sie zwei Kinder habe. Darauf sagte der Priester. "Dann wollen Sie sich doch sicher bald ein weiteres Kind anschaffen?" Frau H. entgegnete: "Nein, im Gegenteil, wir passen auf wie ein Heftelmacher." Darauf der Priester: "In diesem Fall kann ich Ihnen die Absolution nicht erteilen." Frau H. erwiderte: "Dann lassen Sie es eben bleiben!" und verließ wütend den Beichtstuhl. Vor der Kirche wartete sie auf ihre Freundin, die als nächste den Beichtstuhl betrat. Nach einer Weile kam diese mit hochrotem Kopf aus der Kirche. Auf die Frage von Frau H. berichtete sie, daß sie in gleicher Weise nach der Zahl ihrer Kinder gefragt und aufgefordert worden sei, sich ebenfalls baldmöglichst weitere Kinder anzuschaffen. Das habe sie dann auch versprochen und danach die Absolution erhalten. Da sagte Frau H.: "Wirst du das dann auch tun?" Die Freundin antwortete: "Natürlich nicht." Darauf erwiderte Frau H.: "Dann bist du ja noch schlechter als ich!" Im zweiten Beispiel handelt es sich um eine Frau S., die mich 1979 wegen psychischer Probleme aufsuchte. Sie waren nach dem Tod ihrer letzten Tochter verstärkt aufgetreten. Diese hatte sich nach einem Streit mit ihrer jüngeren Schwester eine oder mehrere Beruhigungstabletten ihrer Mutter genommen, war in den Wald gegangen und hatte sich dort auf eine Bank gesetzt. Hier war sie eingeschlafen oder ohnmächtig geworden und dann an Kreislaufversagen zusammen mit Unterkühlung (es war Februar und noch kalt) gestorben. Frau S. war katholisch und in erster Ehe (kirchlich katholisch getraut) mit einem Mann verheiratet gewesen, der arbeitsscheu war und sie schlug. Nach der Geburt des zweiten Kindes ließ sie sich von ihm scheiden. Da sie von ihrem arbeitslosen Mann keinen Unterhalt bekam, heiratete sie nach einiger Zeit einen anderen Mann, der hinfort die Familie ernährte. Sie berichtete mir, daß sie zweimal zu einem Kaplan in einer am Bodensee gelegenen Kirche zur Beichte gegangen wäre. Dieser habe sie auch nach ihren Eheverhältnissen gefragt und sie dann jedesmal gedrängt, sich von ihrem zweiten Mann wieder scheiden zu lassen, da diese kirchlich nicht gültige Ehe ein sündhaftes Konkubinat sei. Weil sie aber keine Scheidung wollte, geriet Frau S. in stärkste innere Gewissensnöte, die ihre psychischen Probleme zusätzlich verstärkten. Fälschungen und Täuschungen im religiösen Bereich kamen auch bei den Israeliten zur Zeit des Alten Bundes in reichem Maße vor. Nicht immer wurden sie gegen den Willen und ohne Wissen der Getäuschten vorgenommen. Der Prophet Jesaja (um 740-690 v. Chr.) berichtet ausführlich darüber (Jes. 30. 8). • Meist erfolgten die Täuschungen bei dem Verkehr mit der widergöttlichen Welt, z. B. mit Baal und seinen Gefolgsleuten. Wie zahlreich die Mittelsleute, die Medien oder wie man damals sagte "die Propheten", waren, sieht man daran, daß bei König Ahab von Israel (874-853 v. Chr.), der einen Feldzug plante, von 400 Propheten die Rede ist, die er vorher befragte (1. Könige 22, 6). Die Propheten aber, die Täuschungen und Unwahrheiten verbreiteten, wie z. B. bei Ahab, wurden Lügenpropheten genannt. Die Unwahrheiten konnten entweder von ihnen selbst erfunden sein oder ihnen von ihren jenseitigen Auftraggebern, also z. B. den Gefolgsleuten Baals oder unwissenden Geistern, eingegeben worden sein.

- 11 - Über die selbsterfundenen Botschaften der Lügenpropheten berichtet der Prophet Jeremia um 600 v. Chr. im Auftrage Gottes (Jer. 23, 13): "So lautet der Ausspruch des Herrn: 'Schon an den Propheten Jerusalems habe ich Grauenvolles erlebt: Ehebruch und Wandel in der Lüge; und sie bestärken die Übeltäter in ihrem Tun, damit sich ja keiner von ihnen von seiner Bosheit bekehre: ich achte sie allesamt den Leuten von Sodom gleich und die Bewohner ihrer Stadt den Leuten von Gomorrha!' Darum hat der Herr der Heerscharen über die Propheten so gesprochen: 'Fürwahr, ich will sie mit Wermut speisen und ihnen Giftwasser zu trinken geben; denn von den Propheten Jerusalems hat sich Verworfenheit über das ganze Land verbreitet!' So hat der Herr der Heerscharen gesprochen: 'Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie machen euch nur Wind vor: Selbstersonnene Gesichte verkünden sie euch ohne den Auftrag des Herrn. Sie sagen immerdar zu denen, die mich verachten: 'Der Herr hat verheißen: Es wird euch wohl ergehen!' Und zu allen, die im Starrsinn ihres Herzens dahinwandeln, sagen sie: 'Es wird euch kein Unheil widerfahren!' Denn wer hat im Ratskreise des Herrn gestanden, daß er ihn gesehen und sein Wort gehört hätte? Wer hat sein Wort erlauscht und gehört? Wisset wohl: Ein Sturmwind des Herrn, sein Grimm, bricht los und wirbelnde Windsbraut, die auf das Haupt der Gottlosen niederfährt! Ich habe wohl gehört, was die Propheten sagen, die in meinem Namen Lügen weissagen, wenn sie verkünden: 'Ich habe einen Traum gehabt, einen Traum!' Wie lange soll das bei ihnen noch so fortgehen? Haben etwa diese Lügenpropheten, die selbstersonnenen Trug weissagen, im Sinn, ja, haben sie die Absicht, durch ihre Träume, die sie einander erzählen, meinen Namen bei meinem Volke ebenso in Vergessenheit zu bringen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergessen haben? Der Prophet, dem (wirklich) ein Traum zuteil geworden ist, erzähle ihn als Traum, und wem mein Wort zuteil geworden ist, verkünde mein Wort der Wahrheit gemäß! Was hat das Stroh mit dem Korn gemein? So lautet der Ausspruch des Herrn." Auch bei Hesekiel, dem Propheten der babylonischen Gefangenschaft (Prophetenamt etwa von 592570 v. C.), wird das Problem der Lügenpropheten eingehend erörtert (Hes. 12, 21-28; 13, 1-23; 14, 111). Von ihm wird auch die Frage angeschnitten, woran man denn eine echte von einer falschen Weissagung unterscheiden kann. Gott läßt sagen: "Was ich rede, das wird auch eintreffen, und zwar ohne längeren Verzug." Das heißt für uns: langfristigen Vorhersagen ist immer mit besonderer Vorsicht zu begegnen. Die Verse von Hesekiel lauten (Hes. 12, 21): "Hierauf erging das Wort der Herrn an mich folgendermaßen: 'Menschensohn, was für eine Redensart ist da bei euch im Lande Israel im Gebrauch, daß man sagt: Die Zeit zieht sich Tag für Tag hin, und alle Weissagung wird hinfällig? Darum sage zu ihnen: 'So hat Gott der Herr gesprochen. Ich will dieser Redensart ein Ende machen. Man soll sie in Israel nicht länger im Munde führen.' Sage ihnen vielmehr: 'Nahe herbeigekommen ist die Zeit und die Erfüllung aller Weissagungen!' Denn es wird hinfort keine täuschende Weissagung und keine trügerische Prophezeiung mehr im Hause Israel geben; sondern ich, der Herr, werde reden, und was ich rede, das wird auch eintreffen, und zwar ohne längeren Verzug! Ja, noch in euren Tagen, du widerspenstiges Geschlecht, werde ich einen Ausspruch tun und ihn auch zur Ausführung bringen!' So lautet der Ausspruch des Herrn." Wegen der großen Gefahr der Falschprophezeiungen und überhaupt wegen der Verwerflichkeit des Verkehrs mit der gottfernen Welt, der Welt der geistig Toten, der von Gott abgefallenen Wesen, erteilte Gott bereits Mose klare Richtlinien in dieser Beziehung und sagte zugleich: "Was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet und nicht in Erfüllung geht, das hat der Herr nicht geredet." Die Anweisung heißt (5. Mose 18,9): "Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dich nicht daran gewöhnen, die Greuel der dortigen Völkerschaften nachzuahmen. Es soll sich niemand in deiner Mitte finden, der seinen Sohn oder seine Tochter als Opfer verbrennen läßt, niemand, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei oder Beschwörungskünste und Zauberei treibt, niemand, der Geister bannt oder

- 12 - Totengeister beschwört, keiner, der einen Wahrsagegeist befragt oder sich an die Toten (d. h. an die von Gott abgefallenen Wesen) wendet; denn ein jeder, der sich mit solchen Dingen befaßt, ist für den Herrn ein Greuel, und um dieser Greuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, diese Völker vor dir her. Du sollst dem Herrn, deinem Gott, gegenüber unsträflich dastehen! Denn diese Völkerschaften, die du verdrängen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber erlaubt der Herr, dein Gott, etwas Derartiges nicht. Einen Propheten gleich mir wird der Herr dein Gott, dir (jeweils) aus deiner Mitte, aus deinen Volksgenossen, erstehen lassen: Auf den sollt ihr hören! Wer alsdann meinen Worten, die er in meinem Namen verkünden wird, nicht gehorcht, den will ich selbst dafür zur Rechenschaft ziehen. Sollte sich aber ein Prophet vermessen, in meinem Namen etwas zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder sollte er im Namen anderer Götter reden: ein solcher Prophet soll sterben! Solltest du aber bei dir denken: 'Woran sollen wir das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat?' so wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat. In Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen. Dir braucht vor ihm nicht bange zu sein!" Durch den Propheten Jesaja läßt Gott den Israeliten und auch uns sagen, wann wir ihn überhaupt anrufen dürfen und unter welchen Voraussetzungen wir eine Antwort erwarten können. Gott erläutert Jesaja zunächst gewisse Unsitten und Auswüchse beim Fasten und sagt dann (Jes. 58, 6): "Ist nicht vielmehr das ein Fasten, wie ich es liebe, daß man ungerechte Fesseln löst, daß man die Bande des Knechtschaftsjoches sprengt, Vergewaltigte in Freiheit setzt und jegliches Joch zerbricht? Nicht wahr? Wenn du dem Hungrigen dein Brot brichst und unglückliche Obdachlose in dein Haus aufnimmst, wenn du einen Halbnackten siehst, ihn kleidest und dich deinem Volksgenossen nicht entziehst: dann wird dein Licht wie das Morgenrot hervorbrechen und deine Heilung schnelle Fortschritte machen; und vor dir wird deine Gerechtigkeit hergehen und die Herrlichkeit des Herrn deine Nachhut bilden. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir antworten; und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: 'Siehe, hier bin ich!'" Durch den Mund des Propheten ermunterte Gott die Israeliten ihn, den Vater, über die zukünftigen Dinge zu befragen. Es heißt bei Jesaja 45,11: "So hat der Herr gesprochen, der Heilige Israels und sein Bildner (oder Schöpfer): 'Über die kommenden Dinge befragt mich! Meine Söhne und das Werk meiner Hände laßt mir anbefohlen sein! Ich bin es ja, der die Erde gemacht und die Menschen auf ihr geschaffen hat; ich bin es, dessen Hände den Himmel ausgespannt haben, und sein gesamtes Sternenheer habe ich bestellt." Auch im Neuen Testament wird die Frage erörtert, woran man erkennen kann, ob eine Antwort von Gott kommt und ob man es überhaupt mit einem Geist Gottes zu tun hat. Der Apostel Johannes schreibt darüber in seinem ersten Brief, den er vermutlich an Christen in Kleinasien gerichtet hat (1. Joh. 4, 1): "Geliebte, schenkt nicht jedem Geiste Glauben, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen. Daran könnt ihr den Geist Gottes erkennen: Jeder Geist, der da bekennt, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist, der ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht so bekennt, ist nicht aus Gott; das ist vielmehr der Geist des Widerchrist (also Luzifers), von dessen Kommen ihr gehört habt und der jetzt schon in der Welt ist. Ihr seid aus Gott, Kindlein, und habt sie (d. h. die falschen Propheten) überwunden, weil der, welcher in euch (wirksam) ist, stärker ist als der in der Welt (d .h. der Fürst dieser Welt). Sie stammen aus der Welt; deshalb reden sie aus der Welt heraus, und die Welt hört auf sie. Wir aber sind aus Gott; wer Gott kennt, der hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist der Täuschung."

- 13 - Der Apostel Paulus, der in seinem Brief an die Korinther sehr ausführlich über den Verkehr mit der jenseitigen Welt berichtet, schreibt darin unter anderem (1. Kor. 12, 3): "Darum tue ich euch kund, daß niemand, der im Geiste (oder: durch den Geist) Gottes redet, sagt: 'Verflucht ist Jesus!' und keiner zu sagen vermag: 'Jesus ist der Herr!' außer im heiligen Geist." Nun könnte man meinen, daß uns mit diesen Belehrungen auch heute ein sicheres Hilfs- und Erkennungsmittel an die Hand gegeben ist, um beim Jenseitsverkehr Geister aus der Welt Gottes von uneingereihten, bösartigen oder gottfeindlichen Wesen zu unterscheiden. Man lasse den Geist einfach schwören, daß er aus der Ordnung Gottes komme und daß Jesus Christus sein Herr sei. Wenn der Geist das nicht kann oder will, weiß man, daß man es mit einem Lügengeist, mit einem geistig Toten, zu tun hat, von dem man sich fernhalten sollte. Leider zeigt aber die Erfahrung, daß auch die Bösen häufig (aber nicht immer) einen solchen Schwur ablegen, oft allerdings mit einem verdächtigen Zungenschlag (heruntergeleiert), an dem man den Meineid erkennen kann. Weiter kommt hinzu, daß die Welt nicht nur aus Angehörigen Gottes und aus solchen seines Widersachers besteht, sondern daß sich zwischen den beiden Lagern im übertragenen Sinne eine große Grauzone, ein großes Niemandsland befindet. Ihm gehören Bewohner an, die nicht unbedingt einer der beiden Parteien zuzurechnen sind. Sie wissen meist nicht einmal oder glauben es nicht, daß es Gott und seinen Widersacher gibt.

- 14 - 3. Der mediale Verkehr auf dieser Erde Wenn nun Menschen dieser Erde einen medialen Verkehr beginnen, kommen sie gerade mit diesen uneingereihten und unwissenden Wesen sehr häufig in Verbindung. • Was sollen diese nun schwören, wenn sie dazu aufgefordert werden? - Sie kennen gar nicht die Bedeutung des Schwurs und schwören alles, was man von ihnen verlangt. Sie sind nur an der Aufrechterhaltung des medialen Verkehrs interessiert, weil er ihnen Abwechslung in ihr Dasein bringt oder weil sie sich mit seiner Hilfe wichtig machen Können. Um sich den Menschen gegenüber entsprechend in Positur zu setzen, legen sie sich dann klingende Titel zu, geben sich als verstorbene bedeutende Persönlichkeiten aus, oder bezeichnen sich als hohe jenseitige Geistwesen. Es ist nicht außergewöhnlich, daß sich solche Wesenheiten als Jesus Christus oder Gottvater persönlich ausgeben. Und es ist ebensowenig außergewöhnlich, daß derartige Angaben von Menschen dieser Erde auch geglaubt werden, ohne daß harte Beweise für diese Behauptungen verlangt werden. Die jenseitigen Wesen der Grauzone und erst recht die Gefolgsleute Luzifers fühlen sich aber nicht an das Wahrheitsgebot gebunden und sind damit gleich den Menschen auf dieser Erde. Man fragt sich heute, warum diese Erfahrungen nicht bereits im Neuen Testament erwähnt werden? Wie sind wohl die ersten Christen bei ihrem medialen Verkehr mit den Täuschungspraktiken fertig geworden? Die Frage wurde am 9. 2. 1977 in Zürich einem Geistwesen mit Namen Josef vorgelegt, das dort über das Medium Beatrice Brunner (1910-1983) seit 30 Jahren zu einer großen Gemeinschaft von Menschen sprach. Dieser Josef antwortete (13, S. 88): "Dazu möchte ich folgendes sagen: Zu jener Zeit stand einer Gemeinde als geistiger Führer der Gemeinschaft ein Bischof vor. Ihm unterstand die Gemeinde, er hatte die Kontrolle über die Gläubigen. Damals trugen diese Bischöfe ihren Titel noch zu Recht, aber später hat die Bezeichnung 'Bischof' einen ganz anderen Sinn, eine ganz andere Bedeutung erhalten. • Ursprünglich war es so, daß ein solcher Bischof als geistiger Führer der Gemeinschaft medial war, nämlich hellsehend, hellfühlend, hellhörend. Weil er größte mediale Fähigkeiten besaß, konnte man zu ihm gehen und sich bei ihm erkundigen. Oder dieser geistige Vorsteher oder Bischof - oder welchen Namen man ihm geben will - griff bei gottesdienstlichen Veranstaltungen selber ein bezüglich der Geistwesen, die sich zu Wort meldeten. So konnte er beispielsweise sagen: 'Dieser Geist ist kein Geist der Wahrheit', er habe sich zu entfernen oder sich von dieser oder jener Person zu lösen. Er konnte dies s e h e n , und er sprach es aus: 'Dies ist kein Geist der Wahrheit!' Auch dazumals ließ man die Geistwesen schwören, und sie schworen, sie seien Geister der Wahrheit. Dies konnten jene ohne weiteres tun, die es wirklich waren - sie konnten sich diesen Schwur diesem medialen geistigen Führer gegenüber leisten. Sie wußten, vor wem sie diesen Schwur taten; sie wußten, daß der Vorsteher der Gemeinde sie erkennen und notfalls fortweisen würde. Nun sind aber diese geistigen Führer a b g e s c h a f f t w o r d e n. - Darum wurde es möglich, daß auch uneingereihte Geister sich ohne weiteres als eingereihte, von Gott kommende Geister ausgeben konnten. Sie brauchten ja nicht mehr zu befürchten, erkannt zu werden; es war ja niemand da, der dies vermocht hätte, der also imstande gewesen wäre, sie - wie man es in eurer Sprache ausdrückt - zu 'entlarven'. Niemand war da, das sahen sie doch. Also konnten sie sich ohne weiteres behaupten und die Menschen irreführen. • Zudem wurde der Glaube an die Geisterwelt Gottes und an ihr Wort von den Menschen sehr schnell a b g e s c h a f f t . Man ließ überhaupt k e i n W o r t eines Geistes mehr zu. Geister hatten nichts mehr zu sagen, die Menschen dafür alles.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3