Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 16 - Als Beispiel für Täuschung berichte ich auszugsweise die schlechten Erfahrungen, die der Däne Carolsfeld-Kraus‚ in den Jahren vor 1924 bei seinem medialen Jenseitsverkehr gemacht hat. Dieser Verkehr fand teils in einer spiritistischen Gruppe statt, teils entwickelte sich bei ihm selbst eine stärker werdende Medialität, die zum medialen Schreiben und Hellhören führte. Bei seiner Verbindung mit den Jenseitigen wurde er trotz eigenen besten Willens in mannigfacher Weise getäuscht. Er schreibt darüber (1, S. 54): "Ein Gei st l äßt di e Maske f al l en. Je mehr der Geist Andreas festen Fuß in mir faßte, desto stärker wurde mein Drang, für den Spiritismus zu arbeiten, weshalb ich einer mehrfachen, auch von Andreas auf eine heimliche Anfrage wiederholten Aufforderung nachkam und mich zum Vorsitzenden des Vereins wählen ließ. Ich warb für seine Zwecke und führte verschiedene Reformen ein mit dem Ergebnis, daß der Verein sich rasch vergrößerte und eine ganze Schar Menschen um Andreas und die von ihm in unserem engeren Kreise empfangenen Verkündigungen sammelte. Von physischen Phänomenen, wie sie sonst in spiritistischen Vereinen vorzukommen pflegten, merkten wir noch nichts, und wenn wir gelegentlich fragten, ob wir dergleichen noch sehen würden, so wurde uns bedeutet zu warten, bis die Zeit erfüllt sei, dann würden uns alle Gaben des Geistes zuteil werden, eine Verheißung, die sich später im Überfluß erfüllte, soweit die Gaben des Geistes in Phänomenen bestanden. Zu jener Zeit versuchte ich wieder etwas Automatschrift, und da meldete sich ein Geist mit dem offenen Eingeständnis, derjenige gewesen zu sein, der mich betrogen hatte, indem er mit meiner Hand in Andreas Namen schrieb. Er erklärte, er habe im Einverständnis mit Andreas gehandelt und seinen Namen benutzt, weil ich damals n i c h t s m i t a n d e r e n Geistern zu tun haben wollte, jedenfalls ihren Absichten skeptisch gegenüberstand, und nur darauf ausging, ein Medium f ü r A n d r e a s zu werden. Die wohlgemeinte Absicht sei gewesen, mir damit eine ernsthafte Warnung vor allzu großer Leichtgläubigkeit gegenüber Geistern zu geben, die vielleicht später kommen und Verhältnisse schaffen würden, die eine wirkliche Gefahr für mich werden könnten. Ich müsse selber Böses und Gutes erfahren, wenn ich Nutzen haben und mich entwickeln wolle, usw. Dieser Geist gab sich so herzensgut und wohlwollend, daß ich alle Bitterkeit fahren ließ und mich bereit erklärte, mit ihm zusammenzuwirken. Sein Kommen merkte ich immer an einem eigentümlichen Druck. Er schrieb mit meiner Hand, und nach und nach entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen uns. Er war die Sanftmut selber und gleichzeitig der Unnachsichtigste, wenn es etwas zu rügen galt, was nach seiner Meinung nicht zu dem Vorsatz stimmte, keinen Finger breit von Gottes Wegen abzuweichen. Er lehrte mich einsehen, daß gar vieles im Menschenherzen ausgerottet und manches Opfer gebracht werden müsse, ehe man in Wahrheit Gottes Wege ginge. Er kam Tag und Nacht, tröstete mich, wenn ich bedrückt war, und teilte meine Freuden. Es war eine Freundschaft, so ideal, wie ich sie nicht für möglich gehalten hätte. Er erzählte mir mehrmals, er habe von höheren Geistern den Befehl erhalten, mich so zu entwickeln, daß ich seinerzeit den mir bestimmten Platz in der Arbeit zur Förderung des Reiches Gottes ausfüllen könne. Er brauchte ausdrücklich die Worte 'Förderung des Reiches Gottes', und ich hielt dies damals gleichbedeutend mit Förderung der spiritistischen Prinzipien. Er schrieb, ich sei dazu ausersehen, Bücher über diese Dinge zu schreiben, und ich würde die nötige Eingebung aus hohen Geistessphären erhalten. Mein Einwand, daß ich hinreichender Medialität ermangele, wurde liebevoll aber entschieden zurückgewiesen; ich brauchte nur ein gehorsames Werkzeug zu sein und zu warten, bis der Befehl zum Beginn der Arbeit komme. Hand in Hand mit diesem gottseligen Einfluß arbeiteten andere Geister, die ich für böse hielt, kräftig daran, mich zu ganz entgegengesetzten Anschauungen zu bringen, vor allem dahin, den Geisterverkehr aufzugeben. Dieser Feldzug war ein Meisterwerk satanischer Bosheit, das sah ich nur zu spät ein.

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