Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 17 - Ich fand indessen Trost bei dem mir befreundeten Geist, der vom Werk des Bösen schrieb, von dessen Anstrengung, den erreichten Erfolg zunichte zu machen usw. Er war unermüdlich in seinen Bestrebungen, kein Engel konnte reiner und sanfter sein als er. Aber eines Tages, ohne jeden Anlaß, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, ließ er die Maske fallen (durch Verdrehung intimer Familienverhältnisse), und das in einer Weise und unter Umständen, die so bösartig ausgedacht waren, wie es ähnlich von Menschen kaum ausgeführt werden konnte. Darauf verschwand er. Wie meine Stimmung danach war, brauche ich nicht auszumalen; es war mir, als stürzte alles zusammen und hinterließe eine gähnende Ruine. Ich konnte nicht verstehen, daß so etwas geschehen durfte, daß sogar im Namen Gottes ungehindert so gehandelt werden durfte gegen einen Menschen, dessen Absichten waren, wie ich sie beschrieben habe. Mein Verstand stand still bei einer so frechen und grauenhaften Verspottung Gottes - denn das war die ganze mehrmonatige Verbindung mit diesem Geist gewesen. Unheiml iche Vor fä l l e . Gefühl beginnender Besessenhei t . Einige Zeit nach jenem schweren Vertrauensbruch hatte ich ein äußerst bösartiges Erlebnis. Ich hatte mich zum zweiten Male entschlossen, das automatische Schreiben aufzugeben; mit wem hätte ich schreiben sollen, nach solchen Betrügereien? Andreas wollte ja nicht, jedenfalls noch nicht. Ich wollte den Zeitpunkt abwarten, wo er selber mir durch sein Medium das Amt übertragen würde - aber, als ich eines Morgens einen auffallend starken Drang zu automatischer Schrift spürte, griff ich gleichwohl zu einem Bleistift. Der Bleistift begann zu schreiben, aber kaum stand das erste Wort auf dem Papier - der Name des Geistes, der mich betrogen hatte -, als ich die schreckliche Empfindung hatte, daß sich etwas Fremdes unwiderstehlich in mich eindränge und meinen Leib in Besitz nahm; mir war buchstäblich so, als würde ich aus mir selber seitwärts hinausgedrängt. Von Grauen gepackt, fuhr ich empor und wollte ohne Zweck und Ziel davonstürzen, doch gelang es mir einigermaßen, mich zusammenzunehmen. Das Fremde - die einzige Bezeichnung, die ich dafür brauchen kann - drängte sich mir immer mehr auf und sog sich in mich ein. Kälteschauer durchfuhren mich, die Beine waren gelähmt und wurden bleischwer. Aber am schlimmsten war das Grauen, das ich empfand. Mit diesem schrecklichen Zustand kämpfte ich einen ganzen Tag für mich allein, dann verging er langsam. Ich verschwieg meiner Frau dieses Erlebnis, um sie nicht vom Spiritismus abzuschrecken; aber einige Tage darauf, als sie allein zu Hause war und einen Versuch machte, automatisch zu schreiben, hatte sie einen ebensolchen Anfall. Als ich nach Hause kam, erzählte sie mir voller Bestürzung das Geschehene - dieselbe Lähmung der Beine, dasselbe angstvolle Gefühl, daß sich etwas Unheimliches plötzlich in sie eindrängte - ein Zustand, der erst nach einem halben Tag aufhörte. Seitdem wagte sie nicht mehr, sich mit dem Spiritismus einzulassen. Ein ähnlicher Anfall traf einige Zeit danach noch einen langjährigen Spiritisten, ebenfalls bei dem Versuch, automatisch zu schreiben. Sein Erlebnis erschien sogar noch schlimmer als meines; er fuhr mit einem lauten Angstschrei empor, lief in den dunklen Garten hinaus und war ganz außer sich. Auch er fühlte, daß etwas Unsichtbares und Bösartiges seinen Leib in Besitz nehmen und ihn hinausdrängen wollte. Nie habe ich eine unheimlichere Szene erlebt. Zu dem letzterwähnten Fall wäre noch zu bemerken, daß dieser Mann nichts von den Anfällen wußte, die mich und meine Frau betroffen hatten; sodann, daß sein Erlebnis wie ein planmäßiger Überfall erschien. Am Tage vorher war ich noch dazu dringend durch Automatschrift (von der ich trotz allem nicht lassen wollte) aufgefordert worden, diesen Mann, wenn wir am nächsten Abend zusammenkämen, zu einem Schreibversuch zu veranlassen. Er hatte es bisher nicht gekonnt und auch nicht recht gewollt, nun hatte er also auf meine Veranlassung den Versuch gemacht - mit diesem fürchterlichen Erfolg!

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3