Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 18 - • Nicht nur das automatische Schreiben öffnete solchen unheimlichen Anfällen das Tor, sondern auch die bloße Teilnahme an Erörterungen über den Spiritismus schien eine Gefahr, selbst für Nichtspiritisten, zu sein. Ein schlimmer derartiger Fall ereignete sich denn auch. Ein älterer Mann war das Opfer. Er war nach einer Sitzung erschienen und machte eine ironische Bemerkung über die Geister, und im Nu erlebte er das gleiche wie die anderen. In spiritistischen Zeitschriften, besonders im englischen 'Light', habe ich oft Anfragen wegen dieses unheimlichen Phänomens gelesen. Ich befragte die Geister, und sie erklärten geradeheraus, sie führten die Überfälle aus. Es wäre aber unsere eigene Schuld; wir könnten ihnen ja fernbleiben und brauchten uns nicht in ihre Angelegenheiten zu mischen. Trotz allem arbeitete ich weiter für den Spiritismus, denn ich hatte volles Vertrauen zu Andreas, der mich nicht nur unaufhörlich zur Ausdauer ermahnte, sondern uns gelegentlich auch schrieb, daß wir nichts von den Angriffen böser Geister zu fürchten hätten, denn die Finsternis berge nicht nur Feinde. Er bedeutete uns, Versuche anderer Art, als er uns angeben würde, zu unterlassen und verhieß uns treue Fahnenwacht, wenn wir um seine heilige Sache geschart blieben. Aber im Widerspruch dazu schrieb er mehrmals, daß es ihm unter Umständen unmöglich sei, uns zu helfen, da die Macht der Finsternis sehr wohl imstande sei, ihn ohnmächtig zu machen - sie könne sich turmhoch erheben, und dann könne die Gefahr sehr groß werden." Dieses waren aber nicht die einzigen Täuschungen, die Carolsfeld-Kraus‚ erlebte. Er berichtet weiter (1, S. 84): "Auch Mi ra läßt di e Maske f al len. Eines Tages machte der weibliche Geist, mein 'Schutzgeist', kurzen Prozeß und enthüllte sich in brutalster Weise als Betrüger. Das hatte ich - merkwürdig genug - nicht erwartet, trotz der wiederholten Betrügereien, deren Opfer ich geworden war. Allan Kardec, der weltbekannte französische Spiritist und Schriftsteller, schreibt in seinem großen Werk vom Spiritismus: 'Die Geister martern ihre Medien wieder und wieder mit schweren Vertrauensbrüchen und können auch den schärfsten Denker betrügen.' Wie gesagt, diesem Geiste hatte ich keinen Betrug zugetraut, er hatte sich sehr gottesfürchtig gestellt und war zuerst sanft, freundlich und fürsorglich, wenn er zur Unterredung kam. Er hatte mir in vielen Angelegenheiten Ratschläge gegeben und mir tatsächlich wertvolle Dienste geleistet, wovon ich noch heutigentags Nutzen habe (z. B. Winke auf geschäftlichem Gebiete), aber leider wollte er damit wohl nur mein Vertrauen gewinnen, um dann seinen Hauptschlag ausführen zu können. Er versuchte nämlich unmittelbar vor der Enthüllung, mich in eine Sache hineinzuziehen, die nichtwiedergutzumachende Verwicklungen für mich und andere verursacht haben würde. Es war eine ganz aus der Luft gegriffene Angelegenheit, die er aber so glaubhaft hinzustellen wußte, daß ich nicht den Schatten eines Zweifels an der Richtigkeit hegte und meinte, mit Rücksicht auf das Wohl aller Beteiligten aus reinem Pflichtgefühl eingreifen zu müssen, um ein schändliches Unrecht an Unschuldigen zu verhindern. Dieser ruchlose Anschlag wurde jedoch im allerletzten Augenblick so plötzlich und so wunderbar abgewehrt, daß ich noch jetzt glaube, eine höhere Macht hat eingegriffen. So wurden zweimal Briefe, die ich abgesandt hatte und die meine Zukunft vernichtet hätten, auf demWege zum Empfänger angehalten. Jene bittere Enttäuschung hinterließ tiefe Spuren; ich war zuerst niedergedrückt und erlitt eine Nervenerschütterung. Das Ziel, das ich schon vor Augen sah, rückte aufs neue in hoffnungslose Ferne. In solchem Falle sollte man den Geisterverkehr aufgeben, aber das ist, als gäbe man hohe Ideale auf und gestünde ein, daß das Böse die Macht habe, unser Emporstreben zu hindern. Mitten in der Seelennot kommt dann ein anderer Geist mit tröstenden Worten, und trotz aller Zweifel gleitet man doch langsam wieder in eine neue Verbindung hinein - neuen Enttäuschungen entgegen."

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