Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 26 - So kommt es, daß Anhänger der Wiederverkörperungslehre diese lehren und jene, die anderer Meinung sind, vertreten eben diese. Dabei wurde von seiten dieser Geister ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß es wie hier auf Erden, so auch drüben viele Sprüchemacher und Irreführer gibt, auf deren Aussagen man nichts geben darf. Es sind dies Foppgeister, mitunter aber auch ganz d u r c h t r i e b e n b ö s e Geister, die die Neugierde der Sitzungsteilnehmer ausnutzen. Diese Art von Geistern gibt sich als liebe Abgeschiedene aus, erteilt Ratschläge und stürzt die leichtgläubigen Zuhörer ins Unglück. Unter den böswilligen Wesenheiten sind nach Angaben der Jenseitsfreunde hochintelligente ehemalige Menschen auf tiefer sittlicher Stufe, voll Haß und Niedertracht. Wenn dann Menschen in ihrer Verblendung sich Rat von drüben holen, dann werden sie Opfer dieser Grenzbummler. Immer wieder wurde von den Jenseitsfreunden betont, daß ihr Wissen sehr beschränkt ist und sich in der Hauptsache darauf bezieht, daß es ein persönliches Fortleben nach dem Tode gibt und der Mensch erntet, was er sät! Dieses Wissen ist wenig und doch unendlich viel und von unermeßlicher Wichtigkeit und Tragweite. Sollte das nicht genügen, unser Leben danach einzurichten? Nachdem für die Geister die irdischen Sorgen für Essen, Trinken, Kleiden und Wohnen entfallen, machen sich dafür nach den Erfahrungen der Jenseitsfreunde um so mehr die Gewissensqualen über irdische Versäumnisse bemerkbar. • Sehr viele Geister bleiben auch für lange Zeit erdgebunden, an irdische Interessen gefesselt, suchen weiterhin ihre Leidenschaften in sensitiven Menschen zu befriedigen, indem sie diese umsessen bzw. besessen machen. Vor der Unwissenheit und den Irreführungen dieser erdgebundenen Geister versuchten uns in den Sitzungen unsere Jenseitsfreunde zu warnen. Leider mußte ich die Erfahrung machen, daß diese Gefahren v i e l z u w e n i g in Betracht gezogen werden. • Wenn ich zu Sitzungen eingeladen wurde, dann machte man es mir fast immer unmöglich, entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung von Irreführungen zu treffen. Meist sind die Sitzungsteilnehmer empört, wenn man auch nur einen Zweifel an der Identität der sich meldenden Geistwesen aufkommen läßt. Meines Erachtens gibt nur die direkte Stimme, die einmalig durch Tonfall und Charakter eine Wesenheit ausweist, echte Identitätsbeweise, alle anderen Manifestationen können viel leichter vorgetäuscht werden. Solche Medien der direkten Stimme gibt es meines Wissens derzeit in Deutschland überhaupt nicht. Diese sind auf der ganzen Welt sehr rar. Wie schwer es ist, eine Identität festzustellen, soll folgender Fall eines namhaften Forschers beleuchten; auch hier protestierten die Sitzungsteilnehmer wegen der kritischen Einstellung des Experimentators, die sich aber letztlich als berechtigt erwies. Dr. J. G. Raupert berichtet über diese Sitzungsreihen wie folgt: 'Nachdem ich nach langjährigen Beobachtungen unter fehlerlosen Bedingungen zu der Überzeugung gelangt war, daß wir es im Spiritismus mit geistigen Wesen zu tun haben, wandte ich meine volle Aufmerksamkeit der Identitätsfrage zu. Diese Frage beschäftigte damals die ganze psychische Welt. Ich bildete mir meinen eigenen Zirkel im Haus alter Freunde - einer Familie, deren zwei jüngeren Mitglieder die Medialität entwickelt hatten. Die Sitzungen wurden unter fehlerlosen Bedingungen abgehalten, und die wunderbarsten Phänomene konnten beobachtet werden. So wurde z. B. in Gegenwart von zehn Personen, die dies sogleich schriftlich bezeugten, bei Tageslicht auf meinen Wunsch auf geschlossenem und verschlossenem Klavier gespielt; ein Tisch wurde von unsichtbaren Händen zerbrochen usw. Aber mein Verlangen war nach unumstößlichen Identitätsbeweisen, und man versprach mir, dieselben zu liefern. Eines Abends, im Laufe unserer Sitzungen, kündigte sich ein geistiges Wesen an, das vorgab, mein vor kurzem verstorbener Freund T. J. zu sein. Er selbst und seine Familie waren auch den Mitsitzenden bekannt. Wir hatten alle mehrere Jahre hindurch in derselben Vorstadt Londons gelebt und hatten gesellschaftlichen Verkehr gehabt. T. J. erschien jeden Abend, begrüßte uns in familiärer Weise, sprach über Ereignisse aus seinem vergangenen Leben, über seine Krankheit, seinen Tod, über

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