Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 30 - Nachdem ich voller Angst längere Zeit so im Dunkeln gekniet hatte und auf alles gefaßt war, sagte mir die innere Stimme: da ich so tapfer gewesen sei, werde es auf einen anderen Tag verschoben. Ich hatte mich schon gefreut, weil ich annahm, daß sie sagen werde, es würde abgesetzt und war nun völlig niedergeschlagen, weil es mir nun doch noch bevorstand. (2, 121) Die letzten Tage der seelischen Grausamkeiten, in welchen ich mein Zimmer nicht mehr verlassen durfte, waren die schlimmsten. Obwohl ich mir nach der ersten Psychoterrorwelle fest vorgenommen hatte, zukünftig den Bedrohungen keine Beachtung mehr zu schenken, fühlte ich mich nun doch wieder so sehr in der Gewalt meiner Peiniger, daß ich wieder alles glaubte und tat, was die Stimmen mir sagten und befahlen. Es war eine ungeheuerlich freche Stimme, die mich aus meinem Kopf heraus mit ihren Bedrohungen ganz fürchterlich tyrannisierte. Meine Angst war unvorstellbar. Für mich stand fest, daß mir niemand mehr helfen konnte und ich den unsichtbaren Wesen rettungslos ausgeliefert war. Ich hatte mich meinem Schicksal ergeben und stellte mir in Gedanken vor, wie die grauenhaften Drohungen an mir von den Geistern verwirklicht wurden. Mein Körper sollte nach der Zerstückelung immer wieder zusammengefügt werden, um ihn danach stets aufs neue zerstückeln zu können. So sollte der Schmerz ihrer Mißhandlungen immer wieder aufs neue spürbar werden. Mein Herz werde in heißem Fett in der Pfanne gebraten, kündigte die Stimme mir an. Den Schmerz würde ich bei vollem Bewußtsein verspüren, und sie würden diese Handlung immer wieder aufs neue wiederholen, ohne daß ich daran sterben würde. Die Geisterwelt war für mich in jenen Wochen realer als die materielle Welt. Meine physische Umgebung war mir ziemlich unwichtig geworden, und mir war egal, was andere von mir dachten. Ich ging ganz in dem Kontakt mit dem Jenseits auf und hatte meine Eigenständigkeit vollkommen aufgegeben. Vorbehaltlos glaubte ich wie immer alles, was die Stimme mir sagte, auch wenn es mir noch so wirklichkeitsfremd erschien. Als Klaus morgens mit seinem Wagen weggefahren war und mir die Geister, die mich massakrieren sollten, angekündigt worden waren, hörte ich ihren unsichtbaren Wagen vorfahren und anschließend die Geister mit schauerlichem Gesang die Treppe heraufpoltern. Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich sie kommen hörte, und meine Angst stieg ins Unermeßliche. Ich stand mit dem Rücken zur Tür, als eine äußere Stimme mir zuflüsterte, ich solle mich mal etwas umdrehen. Sie wollte mir wohl einen tröstenden Hinweis geben, daß mein Mann vor der Tür stand. Sofort ergänzte dann aber eine innere Stimme, ich solle mich leicht umdrehen, um ein wenig von dem zuerst eintretenden Geist erblicken zu können. So nutzten die negativen Wesen jede Gelegenheit aus, um gutgemeinte Ratschläge ins Negative zu kehren. Ich schaute mich ein wenig um und sah den Ärmel eines Hemdes, der mich an ein Hemd meines Mannes erinnerte. Meinen freudigen Gedanken, daß mein Mann vor der Tür stand, unterdrückte ich aber sofort wieder, da ich es seit dem Kontakt mit der Geisterwelt gewohnt war, meine Gedanken stets ausgeschaltet zu lassen, um mir dadurch nicht immer wieder neue Strafen zuzuziehen. Ich handelte nach dem Motto, daß nicht ist, was nicht sein darf, d. h. ich legte alles so aus, daß es in das Konzept der Geister paßte. Obwohl ich im Grunde genommen genau wußte, daß mein Mann vor der Tür stand, verdrängte ich sofort diesen Gedanken, steigerte mich in die Vorstellung, daß es sich um einen Geist handele und bemühte mich, meine Konzentration wieder ganz auf die Geister einzustellen, die mit ihren Drohungen fortfuhren. Das spezielle Hemd wird seitdem in unserer Familie 'das Geisterhemd' genannt. Mir wurde befohlen, mich ganz auszuziehen und in diesem Zustand lange Zeit stehend zu verharren, während im Himmel über mich ein Gericht abgehalten würde. Bei meinen Versuch, den BH anzubehalten, kommandierte die freche Stimme über mein Gehirn barsch: 'Aus, aus, alles ausziehen!' Trotzdem behielt ich aber den Schlüpfer an und war froh, nicht den Befehl zu bekommen, ihn auch noch auszuziehen. Manchmal, wie auch hier, stellte ich erfreut fest, daß selbst bei der frechen Stimme schon mal etwas Gutes durchkam und sie mir gnädig war. Dafür war ich ihr sehr dankbar, denn es war mir sehr peinlich, und ich schämte mich unsagbar, so entblößt dastehen zu müssen, während angeblich die Zuschauer aus dem Himmel auf mich herabsahen.

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