Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 34 - Während wir auf die Ankunft der Ärztin warteten, meldete sich wieder eine innere Stimme und gab sich als Gott aus. Der Gedanke, daß es vielleicht wirklich Gottes Stimme sei und nun in der Klinik zum Schweigen gebracht werden sollte, beunruhigte mich, und ich schlug vor, doch lieber wieder nach Hause zu fahren. Hiermit waren aber meine Angehörigen nicht einverstanden. Plötzlich spürte ich ständig Stiche in einem Auge, als ob mit einer Nadel hineingestochen würde. Dann hörte ich die Stimme über mein Gehirn sagen: 'Das sind wir. Wir zerstechen dir zuerst das eine und dann das andere Auge.' Ich spürte die Stiche mit einem Schmerz, als ob wirklich mit einer Nadel in das Auge gestochen würde. Nach jedem Stich verschwamm das Auge, und ich konnte in dem Moment mit dem Auge nicht sehen. Es war höchst unangenehm und bereitete mir große Pein, einen Stich nach dem anderen in das Auge zu bekommen. Verzweifelt hielt ich mir zum Schutz die Hände vor die Augen, um die Nadelstiche abzuhalten. Aber das nutzte nichts, das wurde mir auch von meinen Peinigern gesagt. Die höchst unangenehmen und schmerzhaften Nadelstiche hielten indes unvermindert an. Mittlerweile verspürte ich die Stiche auf beiden Augen. Selbst auf dem Weg zum Sprechzimmer wurde ich mit den Stichen gepeinigt. Die nette, freundliche Nervenärztin konnte an meinen Augen natürlich nicht die geringste Spur von Einstichen erkennen. Dadurch empfand ich das unbehagliche Gefühl, den Schein einer Simulantin zu erwecken. Aber ich wußte nur zu gut, daß ich die Nadelstiche, die nun im Sprechzimmer aufgehört hatten, wirklich verspürt hatte. Mir wurde hier so richtig bewußt, wie degradierend es ist, für tatsächlich stattgefundene, jedoch paranormale Erlebnisse keine Beweise in der Hand zu haben. (2, S. 158) Mein Wunsch, wieder ganz zu Hause bleiben zu dürfen, wurde immer größer. So beschloß ich dann eines Abends, nach drei Wochen Klinikaufenthalt, nicht mehr dorthin zurückzukehren. Ich konnte es einfach nicht mit ansehen, wie der Haushalt nur notdürftig geregelt wurde. Außerdem hielt ich es in der Klinik nicht länger aus. Mein Mann war von meinem Entschluß gar nicht begeistert, denn unsere älteren Kinder und alle Bekannten hatten ihm gesagt, daß er mich auskurieren lassen solle, um einen Rückfall zu verhindern. Aber gegen allen Widerstand setzte ich mich durch. Von meinem einmal gefaßten Entschluß ließ ich mich nicht mehr abbringen. Mein Mann rief schließlich auf mein Drängen hin in der Klinik an, um Bescheid zu sagen, daß ich nicht zurückkehren würde. Da die Ärztin nicht anwesend war, wurde vorläufig der Abend als Urlaub angerechnet. Die Entscheidung sollte dann am nächsten Tag die Ärztin treffen, die ich am folgenden Tag anrief. Ich war unsagbar glücklich, als sie nach anfänglichen Vorbehalten schließlich in eine ambulante Behandlung bei ihr einwilligte. Da ich freiwillig gekommen war, durfte ich die Klinik auch freiwillig wieder verlassen. Leider hatte ich das erst nach meinem fast dreiwöchigen Aufenthalt in der Klinik erfahren, sonst wäre ich schon nach einigen Tagen wieder nach Hause zurückgekehrt. Alles in allem kann man jedoch sagen, daß ein Klinikaufenthalt einem ständigen Psychoterror vorzuziehen ist. Das Personal ist weniger unfreundlich als man es in manchen Berichten liest, und die Persönlichkeit als Mensch wurde respektiert! Die Ärztin machte mir zur Auflage, daß wir nun in kurzen Abständen zu ihr in die Sprechstunde kommen sollten, womit ich gerne einverstanden war. Die Hauptsache war für mich, daß ich wieder für ganz zu Hause bleiben durfte. Bei den Terminen besprachen wir meinen Zustand, und die Tabletten wurden nun allmählich herabgesetzt. Dadurch begann für mich nun eine entsetzliche physische Leidenszeit. Im Nachhinein überlegte ich mir öfter, was eigentlich schlimmer gewesen sei, die Psychohölle der Geister oder die physischen Nebenwirkungen der Psychopharmaka, die sich bei mir ganz fürchterlich auswirkten. Überstiegen die psychischen Qualen schon die Grenze des Erträglichen, so führten die Folgeerscheinungen der eingenommenen Medikamente zum absoluten Höhepunkt meiner Leiden!

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3