Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 38 - Ihre Heilbehandlungen erfolgen kostenlos, aber die von Frau Bertschinger verordneten Heilmittel verkauft sie nach einer mir vorliegenden Preisliste des Jahres 1984 zu unterschiedlichen Beträgen. Umsonst gibt es "mit Athrumstrahlen aufgeladenes Wasser", Heilwatte kostet 1,90 SFr, Mate-Tee als Lebenselexier 15,- SFr, Hefe (alles ohne Mengenangabe) 27,- SFr und eine Biotron-Matte zur Harmonisierung pathogener Schlaf- und Arbeitsplätze erhält man für 210,- SFr. Insgesamt wurden damals 46 verschiedene Heilmittel angeboten. Im Januar 1982 starb ihr Ehemann Max Bertschinger im Alter von 80 Jahren. Im Jahr darauf tat sich Frau Bertschinger mit dem damaligen katholischen Priester Kurt Warter zusammen und heiratete ihn im Dezember 1983. Warter war zu jener Zeit Pfarrer einer Gemeinde in Burladingen-Hausen im Zollernalbkreis. Er verließ die Gemeinde im April 1983, wurde daraufhin vom Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg vom Dienst suspendiert und in der Presse wegen angeblicher Unterschlagungen erheblich angegriffen. Pfarrer Warter bestritt jedoch energisch jeden Unterschlagungsvorwurf. Er betonte, er habe im Gegenteil 7,5 Mio DM für seine Gemeinde und für karitative Zwecke gesammelt. Der Streitpunkt waren 140 000,- DM, die er aus einem Krippenmuseumsfond zurückbehalten hatte und die er gegen Ansprüche als Krippenkursleiter und an Reisespesen gegenüber der Kirchenbehörde aufrechnete. In diesem Rechtsstreit wurde er zunächst in Untersuchungshaft genommen, gegen Kaution von 60 000,- DM aber wieder freigelassen. Das Strafverfahren gegen ihn wurde im Januar 1985 eingestellt, nachdem er 152 000,- DM Spendengelder an die Erzdiözese Freiburg zurückgezahlt hatte und ihm ein Bußgeld von 25 000,- DM von den 60 000,- DM Kaution abgezogen worden war. Kurt Warter war hinfort der theologische Sachverständige und Berater im Kreis der Frau BertschingerWarter. Er führte den Geistnamen "Uriello" und trat bei öffentlichen Veranstaltungen als Hauptredner unter der Bezeichnung "Der von der römisch-katholischen Kirche suspendierte Pfarrer Kurt Warter" auf. Bei mir hat er in einem Vortrag einen guten Eindruck, den der Ernsthaftigkeit und Ruhe, hinterlassen. Er war ein vorzüglicher pastoraler Redner, wenn ich auch mit dem Inhalt seiner Ausführungen, d. h. mit der Lehre der Frau Bertschinger, teilweise gar nicht einverstanden war. Der Tod hat die ungewöhnliche Priesterehe allerdings sehr bald gelöst. Am 5. April 1988 kam Kurt Warter mit drei weiteren Anhängern des FIAT LUX-Ordens bei einem Autounfall in der Nähe von Landeck in Tirol ums Leben. Frau Bertschinger heiratete alsbald erneut in fünfter Ehe und nennt sich jetzt Erika Bertschinger-Eicke. Worin besteht nun die Lehre des FIAT LUX-Ordens? Sie fußt in ihrem theologischen Teil auf dem, was Frau Bertschinger bei der Geistigen Loge Zürich gelernt hat. Deren Lehre geht aber wiederum auf die des Pfarrers Greber zurück, von der hier bereits eingehend die Rede war. Frau Bertschinger hat sie allerdings entsprechend ihren Offenbarungen in phantasievoller Weise erweitert und umgestaltet. Zunächst fällt die süßliche und schwülstige Vortragsweise des durch sie sprechenden "Christus" auf, die ganz im Gegensatz zu der sachlichen Redeweise steht, wie sie uns im Neuen Testament von Jesus Christus überliefert ist. So hielt dieser angebliche Christus am 29. 4. 1978 z. B. folgende Ansprache: "Meine innig geliebten Kinder! Ich freue Mich, daß ihr von so weit hierhergekommen seid, um das göttliche Manna zu empfangen. Ihr steht alle in einem Feuerkelch und werdet durchstrahlt von Meiner Feuerglut, die angeschlossen ist an Meine Urglut, an das Urlicht und die Urkraft allen Seins. Diese Feuerkelche umgeben euch, sie sind golden, nicht rot! Sie sind gesegnet von Mir! In ihnen liegt Heil! In ihnen liegt der Sieg! In ihnen liegen die Reinheit und mein Licht! Dieses Licht, das alles erschaffen hat und alles am Leben erhält. Es ist das Licht der Ewigkeit!" usw.

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