Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 8 - Bei den Fälschungen des Klosters Reichenau habe es sich meist um Schriftstücke gehandelt, die sich gegen Vögte richteten, die den Klöstern unbequem oder zu mächtig geworden seien. Der Quellenwert einer Fälschung sei für die historische Forschung und Urkundenlehre oft viel höher einzuschätzen als der einer echten Urkunde, weil diese Fälschungen tiefe Einblicke in die Zusammenhänge ihrer Zeit lieferten. Auch gäben die Entstehung, der Zweck und die Tendenz einer Fälschung wertvolle Auskunft über den politischen Willen des Fälschers oder der Auftraggeber. Johannes Greber (1874-1944), der seinerzeit katholische Priester, wurde von seinem belehrenden Geistwesen auch auf einige Änderungen oder Fälschungen in der Bibel, speziell im Neuen Testament, aufmerksam gemacht. Diese lassen sich allerdings heute urkundenmäßig nicht nachweisen, weil wir keinen Urtext des Neuen Testamentes besitzen. Abgesehen von kleineren und größeren Bruchstücken aus dem 1., 2. u. 3. Jahrhundert stammen die ersten weitgehend vollständigen griechischen Handschriften, die Codices Vaticanus, Sinaiticus, Alexandrinus und Ephraemi rescriptus, erst aus dem 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. • Die Bibeltexte wurden ja nicht photokopiert, sondern mühsam mit der Hand abgeschrieben. Dabei schlichen sich, teils ungewollt, teils absichtlich, eine Vielzahl von Abweichungen ein. • Wenn man heute eine wissenschaftliche griechisch-deutsche Ausgabe des Neuen Testamentes aufschlägt, z. B. die von Nestle/Aland, so findet man auf jeder Seite mit 30 griechischen Textzeilen jeweils etwa sieben enggedruckte Fußnotenzeilen mit 10 bis 20 Hinweisen auf abweichende Stellen in anderen Handschriften gegenüber der von Nestle hauptsächlich benutzten Handschrift des Codex Bezae Cantabrigiensis. Der Johannes Greber belehrende Geist sagt zu diesem Thema (3, S. 18): "Aber auch das, was von den Urkunden des Neuen Testamentes erhalten geblieben ist, hat an nicht wenigen Stellen Änderungen erfahren. Die Abschreiber änderten Worte und Satzteile, ließen an der einen Stelle ein Wort aus oder setzten an einer anderen ein Wort hinzu, wodurch der Sinn des Satzes entstellt wurde, je nachdem es zu ihren Zwecken paßte. Meistens wollten sie für die Glaubensmeinungen ihrer Zeit auch in der Bibel eine Beweisstelle schaffen, und sie griffen zu dem Mittel der Fälschung. Sie waren sich nicht immer der Größe ihres Unrechtes bewußt. Sie glaubten vielmehr, der Religion damit einen Dienst zu erweisen." An einer Stelle des Neuen Testamentes ist, so sagt dieser Jenseitige, irgendwann in der Frühzeit ein einziges griechisches Wort (hymin = euch) weggelassen worden, wodurch diese Stelle einen völlig anderen Sinn bekam. Sie wurde dadurch kirchenpolitisch zu einem bedeutenden Machtinstrument. Es geht um den Ablaß, die priesterliche Vollmacht zur Sündenvergebung. Hierzu sagte das jenseitige Geistwesen Johannes Greber (3, S. 404): "Zum Beweis dafür, daß die katholischen Priester die Gewalt haben, die Lossprechung von Sünden zu erteilen, beruft sich die katholische Kirche auf eine gefälschte Bibelstelle. Auf diese Fälschung habe ich dich bereits in meinem ersten Zusammentreffen mit dir hingewiesen. Es ist die Stelle: 'wenn ihr anderen die Sünden vergebt, so werden sie ihnen vergeben, wenn ihr sie behaltet, wo werden sie ihnen behalten' (Joh. 20,23). - Du weist bereits, daß im griechischen Text ein einziges Wörtchen in dieser Stelle ausgelassen und dadurch der ganze Sinn entstellt ist. Anstatt des Wortes 'ihnen' (griech: autois) stand im Urtext 'euch selbst' (hymin autois; autois kann sowohl 'ihnen' als auch 'selbst' heißen). Die Stelle hieß also richtig: • 'Wenn ihr anderen die Sünden vergebt, so werden sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie behaltet (oder nicht vergebt), dann werden sie euch selbst behalten (oder nicht vergeben).'- In diesen Worten verkündet Christus dieselbe Lehre, die in der Bitte des Vaterunsers enthalten ist: 'Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern', und die er im direkten Anschluß an das Vaterunser in den Worten ausgesprochen hat; 'Denn wenn ihr den Menschen ihre

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