Engel als Boten Gottes und Helfer der Menschen

- 24 - dürften. Glücklicherweise waren solche Szenen selten. Die meisten, die ich sterben sah, gingen in einem Zustand der Betäubung hinüber, anscheinend unfähig, irgendein Gefühl zu empfinden oder auszudrücken. Oft bemerkte ich, daß die Sterbenden, unabhängig von ihrem leiblichen oder Geisteszustand, unmittelbar vor dem Eintritt des Endes jemanden wahrnahmen, der nicht zu den Umstehenden gehörte und von diesen nicht gesehen wurde. Ich sah, wie eine Frau, die stundenlang bewußtlos gelegen hatte, plötzlich mit einem Blick freudiger Überraschung die Augen "öffnete, ihre Hände vorstreckte, als wollte sie unsichtbare Hände ergreifen, und dann mit einem Seufzer der Erleichterung ihren Geist aushauchte. Ich habe gesehen, wie ein Mann, der sich vor Schmerzen gekrümmt hatte, seine Augen mit dem Ausdruck frohen Erkennens auf eine Stelle heftete, die für die Umstehenden bloß leerer Raum war, wobei er im Tone froher Begrüßung eine Namen äußerte und dann seinen letzten Atemzug tat." Einige Seiten weiter (27, S. 15) berichtet Joy Snell: "Etwa sechs Monate nach meinem Eintritt in den Spitaldienst offenbarte sich mir, daß Sterbende wirklich die sahen, welche vom Geisterreich gekommen waren, um sie bei ihrem Übertritt in eine andere Daseinsform zu begrüßen. Das erstemal bekam ich diesen sichtbaren Beweis bei dem Tode von L., einem süßen Mädchen von 17 Jahren und Freundin von mir. Sie war das Opfer von Auszehrung. Schmerzen hatte sie nicht, aber die innere Ermüdung, die von der großen Schwäche und Hinfälligkeit kam, belastete sie sehr, und sie sehnte sich nach dem Ende. Kurz vor ihrem Ende bemerkte ich zwei Gestalten, die zu beiden Seiten des Bettes standen. Ich hatte sie nicht kommen sehen, sie standen am Bett, als ich sie bemerkte, und ich sah sie so deutlich, wie ich alle Anwesenden in dem Raum sah. In meiner Vorstellung nannte ich diese Wesen aus einer anderen Welt immer Engel, und als von solchen will ich weiterhin sprechen. Ich erkannte in den beiden zwei intime Freundinnen des Mädchens, die gleichaltrig mit ihr ein Jahr vorher gestorben waren. Gerade bevor die beiden erschienen, hatte das sterbende Mädchen gesagt: 'Es ist so dunkel geworden, ich kann gar nichts mehr sehen.' Aber diese erkannte sie sofort. Ein liebliches Lächeln glitt über ihr Gesicht. Sie streckte die Hände aus und rief in freudigen Tönen: ,Oh, ihr seid gekommen, mich abzuholen! Ich freue mich, denn ich bin so müde.' Als sie ihre Hände ausstreckte, ergriff jeder der beiden Engel deren eine. Ihre Gesichter waren leuchtend, und wie auch das Gesicht der Sterbenden strahlend lächelte, die ja nun die Ruhe finden sollte, nach der sie so verlangte. Sie sagte nichts mehr, aber für etwa eine Minute hielt sie die Hände ausgestreckt, die von den Händen der Engel gehalten wurden, und sie sah sie weiter an mit strahlenden Augen und dem Lächeln auf ihrem Gesicht. Vater, Mutter und Bruder, die ersucht worden waren, zugegen zu sein, wenn das Ende käme, begannen bitterlich zu weinen, als sie merkten, daß sie sie verlassen werde. Von meinem Herzen aber stieg eine Bitte empor, daß sie sehen könnten, was ich sah, aber sie konnten nicht. Die Engel schienen die Hände der Sterbenden loszulassen, die dann auf das Bett zurückfielen. Ein Seufzer, wie von jemand, der sich glücklich dem Schlaf hingibt, kam von ihren Lippen, und dann war sie, wie die Welt sagt, tot. Aber das milde Lächeln, das auf ihr Gesicht gekommen war bei dem Erkennen der Engel, blieb noch. Die Engel blieben am Bett während des kurzen Augenblickes, bis die Geistform über dem toten Körper sich gebildet hatte. Sie erhoben sich dann und blieben einige Augenblicke neben ihr, die ihnen nun gleich war. Dann verließen drei Engel den Raum, wo vorher nur zwei gewesen waren." (27, S. 32): "Von den vielen Todesfällen, deren ich Zeuge war, stellte der von Frau L. das schlagendste und schönste Beispiel für den Triumph des Glaubens über den 'grimmen Schrecken' dar. Er ist eine der kostbarsten Erinnerungen, die mir von meinen Erlebnissen als Krankenschwester bleiben. Frau L. war von Beruf eine berühmte Sängerin gewesen, an deren Sangesgabe Wohlfahrtseinrichtungen niemals vergeblich appellierten. Sie war eine gute und höchst liebenswürdige Frau. Sie war von einer inneren Erkrankung betroffen, die für unheilbar erklärt worden war. Ich hatte die dunkle Gestalt mit dem verschleierten Gesicht am Fußende ihres Bettes gesehen und wußte, daß das Ende nahe war. Für vierundzwanzig Stunden war sie so schwach und erschöpft gewesen, daß sie kaum mehr als ein Flüstern von sich geben konnte und ganz außerstande war, sich allein in ihrem Bett aufzurichten. Zwei Engel wurden mir sichtbar, die zu beiden Seiten des Bettes standen; und ich wußte, sie waren gekommen, um ihre verklärte Seele, deren neue Wohnung alsbald über ihrem ausgemergelten Körper Gestalt annehmen würde, zu jener Sphäre zu geleiten, wo Friede und Freude dauern und Leiden unbekannt ist.

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