Engel als Boten Gottes und Helfer der Menschen

- 27 - durch den Heilungsengel zu sehen bekam. Sie lag in einer Station, in der ich Nachtdienst hatte. Nachdem der Arzt vom Dienst sie gründlich untersucht hatte, erklärte er ihren Fall für hoffnungslos. Sie war erst kurze Zeit in der Station, und ich stand an ihrem Bett und überlegte, was ich tun könnte, um ihre großen Schmerzen zu lindern und dachte daran, wie traurig es wäre, wenn ihre beiden Kinder so bald die Liebe und Fürsorge ihrer Mutter entbehren sollten - da erschien der helle Engel am Kopfende des Bettes mit erhobener Hand und zeigte aufwärts. Wie immer war sein Aufenthalt kurz; doch daraufhin wich meine Verzagtheit der Hoffnung, obwohl es mir noch immer so schien, als ob beinahe ein Wunder geschehen müßte, um das Leben in dem schrecklich zerschmetterten Körper festzuhalten. Etwa eine Stunde später legte ich ihr kühle, feuchte Tücher auf die Stirn - da sah ich den Heilungsengel auf der gegenüberliegenden Bettseite. Sie schob ihre rechte Hand vor und legte sie für einen Augenblick auf die Hand, mit der ich das Tuch auf die Stirn der Kranken drückte. Es lag etwas sehr Beruhigendes in ihrer Berührung; und sie war so zart, daß ich sagen möchte, ich 'spürte' sie mehr, als daß ich sie fühlte. Als sie ihre Hand zurückzog, hob sie den Kopf und sah mir in die Augen. Nach den gewöhnlichen Maßstäben war es kein schönes Gesicht, das mir entgegensah; doch es war geprägt von einer Süße und Zartheit, die weitaus anziehender war als bloße Schönheit. 'Sei guter Dinge', sagte sie, 'sie wird gesunden.' Es war das erste Mal, daá der Heilungsengel zu mir sprach; danach aber sagte sie mir noch öfter Worte von "ähnlicher, hoffnungsvoller Bedeutung, wenn sie meine Patientinnen betreute. In dieser Nacht kam sie noch mehrere Male zum Bett der Kranken und legte jedesmal ihre rechte Hand der Kranken auf die Stirn; doch bis zu der Zeit, als mein Dienst um 9 Uhr morgens endete, hatte es keine merkliche Änderung im Befinden der Kranken gegeben. In der folgenden Nacht stattete der Heilungsengel der Kranken wiederum mehrere Besuche ab, und diese hatte einen erquickenden Schlaf. Als aber der Arzt sie sah bevor mein Nachtdienst endete, war er noch immer überzeugt, daß ihr Fall hoffnungslos wäre. Während er mit mir darüber sprach, erschien der Heilungsengel sehr nahe bei uns. Obwohl sie für mich so deutlich sichtbar war wie der Arzt, wußte ich, daß er sie nicht sehen konnte. Als er wiederum seine Meinung kundtat, daß die Frau nicht gesunden könnte, zeigte mir der Engel ein beruhigendes, süßes Lächeln. Dadurch ermutigt sagte ich dem Arzt: 'So weit wir sehen können, sieht der Fall hoffnungslos aus, aber ich glaube, daß sie doch noch gesund wird.' 'Unsinn, Schwester', entgegnete er, 'es ist unmöglich, daß sie nach den schrecklichen Verletzungen, die sie erlitten hat, durchkommt. Aber', fügte er hinzu, 'wir tun natürlich alles, was für sie getan werden kann.' In dieser Nacht gab es eine ganz merkliche Besserung in ihrem Zustand, und ihre Temperatur, die sehr hoch gewesen war, sank. 'Ja, es scheint ihr ein bißchen besser zu gehen', sagte der Arzt am Morgen. 'Es kann sich aber nur um eine zeitweilige Besserung handeln.' Nacht für Nacht betreute sie der Heilungsengel, und einige Wochen nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus war sie imstande, nach Haus zurückzukehren. Sie war nicht so stark und gesund wie vor ihrem Unfall - ich weiß nicht, ob sie je wieder bis zu diesem Ausmaß geheilt worden ist - doch war sie imstande, ihre Haushaltspflichten zu erfüllen und ihren Kindern die Liebe und Fürsorge zu geben, die sie brauchten. Im Krankenhaus wurde dies als eine wunderbare Heilung betrachtet. 'Ich hätte niemals gedacht, sie wieder auf den Füßen zu sehen', sagte der Arzt, der ihren Fall wiederholt als äußerst hoffnungslos bezeichnet hatte. 'Ich betrachte ihre Genesung einfach als übernatürlich.'"

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