Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen

- 52 - Der "Stern" dagegen, der bekanntermaßen über viele Dinge entstellend und negativ berichtet, brachte eine völlig abwertende Schilderung unter dem Titel "Der Heiland mit den flinken Fingern" (Stern Nr. 29 vom 11. Juli 1971). Agpaoa wurde als "genialer Taschenspieler" hingestellt, der mit künstlichen Folien offene Wunden imitiere und mit einem Zweikomponenten-Farbstoff Blut vortäusche. Als "Beweis" wurde ein großes, deutliches Farbphoto abgebildet, auf dem angeblich diese Folie zu sehen sei. (Stern 29/1971, S. 28). Ich kann auf diesem Bild beim besten Willen keine künstliche, aufgelegte Folie erkennen, nicht einmal die sonst bei Agpaoa oft photographierte materialisierte Auflage, wie sie in Bild 31 dargestellt ist, und die ja häufig zu Mißdeutungen Anlaß gegeben hat. Für mich ist auf dem "Stern"-Photo nur erkennbar, daß eine hellrote Flüssigkeit, vermutlich Blut mit etwas Wasser vermischt, über den Leib eines Patienten in eine eingedrückte Hautfalte hineinläuft. Wenn es eine aufgelegte Folie wäre, müßte man auf dem völlig scharfen Bild irgendwo ihren etwas abgehobenen Rand erkennen. Das ist aber nicht der Fall. Der "Stern" nimmt weiterhin Agpaoas Wohlstand aufs Korn (Reisebüro, Friseursalon, Schneideratelier) und schreibt: "Der Heiland fordert kein Geld. Er nimmt, was er kriegt." Von irgendwelchen exakten Nachweisen, z. B. bezüglich des behaupteten Farbstoffes, ist keine Rede. • Wie der "Stern" auch die Berichte über Heilerfolge oder Mißerfolge bei den Patienten manipulierte, kann man bei Prof. Stelter25 nachlesen. • Rudolf Passian schreibt: "Mitreisende, die in besagtem Beitrag unter Pseudonym genannt waren, riefen mich an und beteuerten, daß ihre Aussagen in wesentlichen Teilen verfälscht worden seien." Zu welchen Verfälschungen der "Stern" auch sonst fähig ist, ersieht man am besten aus dem Buch von Wilfried Ahrens "Herr Nannes Gewerbe. Der Skandal Stern. Eine Chronik", Ahrens Verlag, Sauerlach 1984. Die Illustriertenberichte über die philippinischen Heiler ließen auch das Fernsehen nicht ruhen. Unmittelbar nach Erscheinen des Sternberichtes machte sich am 10. Juli 1971 eine Reportergruppe unter Immo Vogel für die Sendung "Report" der ARD auf die Reise zu Tony Agpaoa. Was sich dort ereignete, wird von der damals anwesenden (und bereits erwähnten) deutschen Heilpraktikerin Sigrun Seutemann berichtet.26 Die Fernsehleute waren äußerst argwöhnisch und ungläubig. Um Agpaoa auch medizinisch "überführen" zu können, machten sie mit Hilfe der deutschen Botschaft in Manila einen dort praktizierenden deutschen Arzt Dr. Lothar Lissner ausfindig, der sich bereit erklärte, bei der Entlarvung Agpaoas mitzuhelfen. Über sein Eingreifen berichtet Frau Seutemann27: "Als am nächsten Tag Agpaoa zu den Operationen erschien, nahm er von der Anwesenheit des Arztes aus Manila Kenntnis, ohne etwas gegen dessen Anwesenheit bei den Operationen einzuwenden. Die erste Operation fand an einem hoffnungslos Krebskranken statt. Agpaoa gab ihm nur noch vier Wochen Zeit hoffte aber, ihm seinen schweren Zustand erleichtern zu können. Vor der Operation trat Agpaoa vor Dr. Lissner, streifte die Ärmel hoch und forderte ihn auf, zu untersuchen, ob er irgend etwas verborgen hätte. Lissner fand nichts. Als Agpaoa mit der Operation begann, bat er den Arzt mit seinen Augen ganz dicht an die Operationsstelle heranzugehen und genau zu beschreiben, was er sähe. Der Mediziner beschrieb, er sähe die Wunde, die Öffnung des Körpers, jetzt ein Stück des freigelegten Harnleiters und darüber ein Tumor von der Größe eines Gänseeis. Agpaoa legte den Tumor frei, lockerte ihn, entfernte ihn schließlich und legte ihn Dr. Lissner in die Hand. Der Tumor war körperwarm. Er roch entsprechend. Die Wunde wurde jetzt wieder in der bei Agpaoa üblichen Art geschlossen. Dr. Lissner war zunächst 25 Siehe dazu Literaturhinweis 22, Seite 149 26 Siehe dazu Literaturhinweis 22, Seite 238 27 Siehe dazu Literaturhinweis 22, Seite 240

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