Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen

- 63 - "Wir entdeckten, daß 'Reverend' June Labo auf seinem weitläufigen Anwesen auch ein als Nachtklub kaschiertes Bordell betreibt, für einen Mann, dessen Hände nach eigener Aussage von Jesus Christus persönlich geführt werden, eine bemerkenswerte Geschäftskombination." Im Film sagte Ditfurth noch dazu, daß Labo das gar nicht abstreite. Hier handelt es sich um eine ganz besonders verwerfliche Verleumdung, um den Ruf des Heilers herabzuwürdigen. Herr Voelter hat diesen Fall in seiner Gegendarstellung auch schon kurz angeschnitten. Hintergrund dieser Bordellbehauptung könnte folgendes sein: Als zwei Jahre zuvor das Ehepaar Labo in Baguio von einem Herrn Blanco ein Anwesen kaufte, das damals "Puesta del Sol" hieß, befand sich darin u. a. eine Diskothek. Sechs Monate später bauten die Labos das Haus zu einem Heilungszentrum aus, das sie "Nagoya Inn" nannten, schlossen dabei die Diskothek und bauten an ihrer Stelle den Speisesaal ein. Und daraus macht Prof. v. Ditfurth einen noch bestehenden Nachtklub mit Bordell. Die Verunglimpfung philippinischer Heiler im allgemeinen und von June Labo im besonderen führten zu sehr verärgerten Aufsätzen in einer Reihe philippinischer Zeitungen. Außerdem machte June Labo in der Manilaer Tageszeitung Bulletin Today vom 26. Nov. 1982 eine öffentliche Auslobung über 50.000 Dollar und forderte Ditfurth und seine westdeutschen Kollegen auf, einen ähnlich hohen Betrag auszusetzen. Labos Betrag sollte dem Baguio General Hospital zufallen, wenn er der Täuschung überführt würde. Dazu wollte er unter der Aufsicht des National Science Development Board der Philippinen unter Hinzuziehung einer Ärztegruppe eine öffentliche Heilungsvorführung veranstalten. Wenn das Aufsichtgremium hinterher entscheide, daß das bei den Eingriffen durch psychic surgery gewonnene Blut und Gewebe nicht zu den betreffenden Patienten passe, wolle sich Labo geschlagen geben und seine ausgesetzten 50.000 Dollar dem Baguio General Hospital zukommen lassen. Sollten jedoch die Ärzte entscheiden, daß Blut und Gewebe von den betreffenden Patienten stammen, dann sollten die gesamten 100.000 Dollar, also auch die 50.000 Dollar Ditfurths, an das Baguio General Hospital fallen. Die öffentliche Vorführung hatte nach Labos Auslobung bis zum 15. November 1983 stattzufinden. Erwartungsgemäß hat Prof. v. Ditfurth auf diese Herausforderung nicht reagiert, und die Demonstration hat daher nicht stattgefunden. Doch nun zu dem eigentlichen Film "Das Geschäft mit dem Wunder", der am 31. Oktober 1982 zuerst vom ZDF ausgesendet wurde. Aus Gründen, die schon Dr. Bretzler in seinem Leserbrief an den "Spiegel" anführte, konnte Ditfurth in seinem Film lediglich zwei selbst gefilmte blutige Behandlungen an einem einzigen Patienten, der Walter Lüdcke genannt wird, vorführen. Alles andere waren Milieuschilderungen, bissige Kommentare, varietémäßige Zaubervorführungen von Christian Stelzel (Magic Christian, der auch im ORF auftrat) und Fremdmaterial, ein Teil davon durch Raubkopierung rechtswidrig beschafft und vorgeführt. Bei der ersten Behandlung an Walter Lüdcke wird ein blutiger Eingriff wegen hartnäckigen Ohrensausens hinter dem linken Ohr gezeigt. Ditfurth behauptet, daß die schwach bräunliche Flüssigkeit, die nach einiger Zeit stark mit Wasser vermischt am Hals des Patienten entlang läuft, ein künstlicher Farbstoff sei, der durch Zusammenfügen zweier verschieden präparierter Wattebäusche entstanden sei. Das ist eine reine Vermutung ohne jeden Beweis. Bei Ditfurth, der dies als Experiment mit zwei Wattebäuschen vormacht, sieht es ganz anders aus. Sofort entsteht beim Zusammenfügen eine intensiv rot gefärbte Flüssigkeit und nicht wie bei dem Patienten erst nach zehn Sekunden eine schwach bräunliche Flüssigkeit. Bei dem zweiten Eingriff an Walter Lüdcke, der von dem Heiler Romy Bugarin in der Leistengegend vorgenommen wird (weil an dem Patienten in Deutschland Prostata-Krebs festgestellt ist) wird nach einigen Manipulationen ein etwa daumengroßes Gewebestück hervorgezogen. Ditfurth behauptet, daß der Heiler dieses Gewebe unter einem um den Behandlungsbereich gelegten Handtuch verborgen gehabt und im entscheidenden Augenblick hervorgezogen habe. Er gibt diesen Augenblick und die dazugehörigen Fingerbewegungen auch ganz genau an, doch ich kann zu diesem Zeitpunkt nichts entdecken, was Ditfurths Behauptung rechtfertigen könnte. Das Gewebestück hat Ditfurth sofort, ohne zu fragen, an sich gerissen, im Film deutlich zu sehen. Der Heiler verlangte es energisch zurück. Darauf Ditfurth wörtlich: "Ja warum denn? Ich hätte es gern als Amulett oder als Erinnerung."

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