Start Weiteres zum Thema Theologie Dr. Erich Luban

"Alle Religionen haben ihren Ursprung in Offenbarungen, prophetischen Weissagungen und Visionen. Durch sie teilen Mächte aus der unsichtbaren Welt Menschen in unserer Welt etwas mit, was den fragenden und suchenden Menschen interessiert. Diese Mächte suchen auf die zentrale Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz auf unserem Planeten Antwort zu vermitteln; dabei geht es um die Frage nach dem Woher und wohin jedes Individuums. Es ist ja ein moderner philosophischer Grundsatz: Wer keine Antwort auf die Frage nach dem woher und dem wohin für jeden Menschen hat, weiß auch der (oft quälenden) Frage nach dem Warum und Wozu keine Lösung zu vermitteln (Sartre und Heidegger).


Pastor Johannes Greber (1874-1944), ehemaliger katholischer Priester, vermittelt uns aus ihm durch "dienstbare Geister" geschenkten Erkenntnissen der Bibel beeindruckende Antworten auf die drei Fragen: Woher, wohin und wozu ist das Leben jedes Menschen. Ihm wurde durch die "Gnadengabe der prophetischen Rede", bzw. der "Weissagung" (1. Kor. 12-14), die Bibel ein "lebendiges Wort Gottes". Das meint, daß er die Bibel nicht mehr durch das Dogma seiner Konfession zu verdeutlichen trachtete, sondern als ein Sprechen Gottes mitten in das Leben des heutigen Menschen. Er blieb also nicht bei den "toten Buchstaben" und dem dogmatischen Verständnis durch seine Kirche stehen, sondern entdeckte das Geheimnis der Bibel als Gottes Wort in persönlicher Betroffenheit (2. Kor. 3, 6; vergl. Rö. 7, 6; Joh. 6, 63).


Was Johannes Greber durch persönliche Visionen und durch die Vermittlung "dienstbarer Geister" (Hebr. 1, 14) neu erfahren durfte, schildert er zentral in seinem Buch "Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, seine Gesetze und sein Zweck". Darin wird deutlich, warum Greber sich von seiner Kirche trennen mußte und den christlichen Glauben neu auf den Leuchter stellte. Das das wesentlich durch "spiritistische Kundgaben" ausgelöst wurde, macht viele Leser skeptisch. In christlichen Kreisen wird der Spiritismus pauschal abgelehnt.


Das kommt aus einem von unserer religiösen Kultur geprägten Vorverständnis: Durch den Spiritismus sprechen "böse Geister" und "tote Geister". Vor diesen Geistern warnt Johannes Greber in allen seinen Publikationen.


Was die Propheten der Bibel bezeugen ist ein "positiver Spiritismus". Mit "Spiritismus" sind immer Kundgaben aus der unsichtbaren Welt gemeint; da gibt es solche aus der unsichtbaren Finsterniswelt und der unsichtbaren Lichtswelt. Davon berichtet die Bibel in vielen Zusammenhängen. Was Johannes Greber in seinem Leben als Christ hat erfahren dürfen, ist die "Vergegenwärtigung" dieses "positiven Spiritismus". Damit hat sich Greber total von seiner katholischen Tradition getrennt und dem heute fragenden und suchenden Menschen Anstöße zum "Umdenken" vermittelt. Umdenken beutet das wörtliche Verständnis der Bibel zu dem von der Kirche oft mißbrauchten Wort "Buße". Das neue Verständnis der Bibel von Johannes Greber ist "evangeliumsgemäß" geworden.


Greber selbst ist für mich ein kritischer Theologe. Bei seinen Aussagen geht es ihm in besonderer Weise um den konfessionellen Mißbrauch der Absolution (dem Zuspruch der Vergebung der Sünden) und der Trinitätslehre. Vieles was da Grundsätzliches ausgesagt ist, wird auch von der Hermeneutik (dem Verfahren der Auslegung und Erklärung von Texten) vieler Theologen bestätigt. Daß auch im evangelischen "Augsburgischen Bekenntnis" (1530) manche katholischen Verständnisse übernommen wurden, wie z. B. in Fragen der Trinität, der Transsubstantiation, der Absolution und der Sukzession, ist jedem kritischen Theologen bewußt. – Kein Christ sollte dogmatische Lehraussagen unkritisch übernehmen. Es gilt für jeden der biblische Grundsatz: "Prüfet alles, und das Gute behaltet! (1. Thess. 5, 21).


Für kritisch denkende Menschen gibt Grebers Werk wertvolle, neue Denkanstöße."

(Aus: "Die andere Realität" 1/2000)