Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen

- 57 - "Was Sie uns hier gezeigt haben ist ein chirurgischer Schwindel. Eine Balggeschwulst wird mit einem Skalpell aufgemacht, genau so wie hier, entfernt genau so wie hier. Was ist das Besondere, was Sie uns hier gezeigt haben? Nicht nur, daß er unsteril war, daß er den Dreck seiner Finger hineingeschmiert hat. Aber mehr haben Sie uns nicht gezeigt. Was anderes machen wir auch nicht. Erzählen Sie uns nicht solchen Blödsinn. So etwas können Sie mir nicht zeigen. – Was Sie da gezeigt haben, ist ein so aufgelegter Schwindel. Ich bin ein Patriot, und ich weiß aus meinem Beruf, daß gerade die Bundesdeutschen, und Sie sind ihrem Akzent nach ein Bundesdeutscher, an solchen Mumpitz glauben, verklärt glauben. Sie haben Wunderheiler in der Bundesrepublik tausendmal mehr wie wir in Österreich. Wir haben Gott sei Dank ein Gesetz dagegen. Und das ist eine Schwäche der Bundesdeutschen, daß sie solchen Mumpitz glauben. Da bin ich Patriot genug, da sind wir Österreicher ein bissel vernünftiger. Das kann ich nicht ernst nehmen." In seiner Wut hat der Chirurg gar nicht bemerkt, was er da eigentlich gesagt hat, nämlich, daß er und seinesgleichen auch nur unsteril den Dreck ihrer Finger in die Wunde schmieren. Es ließ sich voraussehen, daß hier keine Einigkeit zu erzielen sein würde. Aber ich konnte das Publikum auffordern, sich nach den vorgetragenen Argumenten selbst ein Urteil zu bilden. Als Hilfe dazu bot ich ein Merkblatt mit Literaturhinweisen an, das beim ORF angefordert werden konnte. In den nächsten drei Wochen machten 50 Zuschauer Gebrauch davon. In einer österreichischen Fernsehkritik vom 27. März 1982 war zu lesen: "Emotionelle Ausbrüche und intellektuelle Kühle vermischten sich unter der angenehm distanzierten Leitung von Anton Pelinka zu einer Sendung, die informativer und packender war als alle Berichte, die uns in den letzten Monaten vorgesetzt wurden." Ein halbes Jahr später, am 25. Oktober 1982, erfolgte im deutschen Fernsehprogramm Südwest 3 die Aussendung des Filmes von Theo Ott "Der heilende Schock". Damit wurde dem deutschen Fernsehpublikum erstmals sachliche und wohlwollende Information über die philippinischen Heiler vermittelt. Doch seine Wirkung war nicht von langer Dauer. Schon sechs Tage später, am 31. Oktober, erfolgte der Gegenschlag des Zweiten Deutschen Fernsehens. Er wurde durchgeführt in der Sendereihe "Querschnitte" durch den Wissenschaftsjournalisten Prof. Hoimar v. Ditfurth (gest. 1989) mit dem Filmbeitrag "Das Geschäft mit dem Wunder". Dieser Psychiater und Neurologe hatte sich schon in früheren Sendungen als Gegner der Parapsychologie und anderer Randwissenschaften hervorgetan. Für seine Vorgehensweise ist folgendes bezeichnend: Am 14. November 1977 hatte sich Ditfurth in einer "Querschnitt-Sendung" des ZDF über die Astrologie hergemacht, sie zum reinen Aberglauben erklärt und ihr jede Wissenschaftlichkeit abgesprochen. In Fortsetzung dazu wurde am 4. März 1978 ein Streitgespräch zwischen Ditfurth einerseits und drei Astrologen andererseits gesendet. Einer der Astrologen war Hartmut Kröncke aus Freiburg. Diesem bot der Professor eine Wette folgenden Inhalts an: Kröncke sollte über fünf Paare mit genau gleichen Geburtsdaten, die Ditfurth auswählen wollte, Gutachten anfertigen, die den Werdegang der jeweiligen Person wiederzugeben hatte. Dabei sollten die Versuchspersonen zueinander in Kontrast stehen, z. B. eine Person ein körperliches Gebrechen haben, die andere aber gesund sein. Wenn Krönckes Gutachten mit der Wirklichkeit übereinstimme, sollte er 10.000,- DM erhalten, wenn er unrecht behalte, solle er 1.000,- DM zahlen. Kröncke nahm diese Wette an. Doch kam es nicht zur Austragung, denn Ditfurth erklärte am 17. Mai 1978 im Südwestfunk, daß sich Kröncke aus fadenscheinigen Gründen aus der Sache zurückgezogen habe.

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