Verfahren zur Verbindung mit der jenseitigen Welt

- 33- Wolke lag. Die Wolke ging seitwärts, und in wenigen Sekunden wurde daraus ein menschlicher Kopf; oder sie breitete sich senkrecht aus, und es wurde aus ihr eine ganze menschliche Erscheinung, die sofort anfing herumzugehen usf. Sehr oft jedoch erschienen die Phantome in Entfernung vom Medium hinter den Rücken der weit wegsitzenden Teilnehmer und oft auch in einem entfernten Teil des Sitzungsraumes. Bei verschiedenen Gelegenheiten erschienen die Phantome hinter meinem Rücken. Ich wurde sie durch das Geräusch ihres Atems gewahr, das ich deutlich hören konnte, noch bevor die mir gegenüber Sitzenden sie sahen. Wenn ich mich umdrehte, sah ich ihre Gesicht er einen Fuß breit von mir entfernt, sie lächelten und sahen mich aufmerksam an. Manche von ihnen atmeten so heftig, als kämen sie von einem anstrengenden Lauf, und bei dieser Gelegenheit fühlte ich ihren Atem auf meinem Gesicht. Einmal horchte ich auf die Herzschläge eines Phantoms. Die Erscheinungen bewegten sich rund um den Tisch und um die Teilnehmer. Sie machten so seltsame Bewegungen und Sprünge, daß, wenn sie wirklich mit dem Medium durch eine ektoplasmische Schnur oder ein ebensolches Band verbunden gewesen wären, die Teilnehmer davon hätten umwickelt werden müssen. Ich habe in diesem Zirkel von den Teilnehmern nie eine derartige ektoplasmische Verbindung nennen hören. Das Gewicht der Phantome war, nach dem Klang ihrer Schritte auf dem Fußboden, no rmal. Auch hatte man beim Befühlen der Körper den Eindruck der Dichtigkeit. Trotzdem flogen manche Erscheinungen durch die Luft, über den Tisch und die Teilnehmer hinweg, wenn man es wünschte. Bei einer solchen Gelegenheit sah ich zwei Phantome über unseren Köpfen im hohen Zimmer fliegen und seltsame Volten (Drehungen) machen, während eines das andere mit Leuchtplatten beleuchtete. Es war wirklich ein schöner Anblick, eine Art Luftballett. Sehr oft legten die Phantome, nachdem sie die Runde um den Tisch gemacht hatten und bevor sie verschwanden, gerade vor mich die Leuchtplatten hin. Ich versuchte zweimal, die nächste Erscheinung vom Ergreifen der Leuchtplatten dadurch abzuhalten, daß ich sie selbst in die Hand nahm. Sie wurden mir aber jedesmal mit einem festen und starken Griff weggenommen. Das überraschendste und Interessanteste an den Erscheinungen, sozusagen das Wichtigste für mich daran, war das vollkommen menschliche Betragen derselben. Sie benahmen sich wie Teilnehmer an einer Gesellschaft. Bei ihrem Rundgang um den Tisch begrüßten sie die mehr familiären Teilnehmer mit einem Lächeln des Erkennens, während sie im Zirkel neue Personen aufmerksam betrachteten. Der neugierige Ausdruck in ihren Augen ist schwer zu beschreiben und gleicht dem von Kindern im Alter des Erwachens ihrer Intelligenz. Man denkt unwillkürlich daran, wer von beiden, Mensch oder Phantom, interessierter ist, den anderen zu sehen. Einige Phantome sind sehr abgeklärt, andere zeigen eine heitere Veranlagung. Ich konnte aus ihren Bemühungen, unsere Blicke, unser Lächeln, unsere Fragen und Antworten zu verstehen, und aus ihren Handlungen entnehmen, daß es ihnen sehr darum zu tun war, uns davon zu überzeugen, daß sie wirkliche Wesenheiten und keine Illusionen oder Halluzinationen sind. Da die Erscheinungen so vollkommen menschliche und zugleich realistische sind, wird der kritiklose Skeptiker sagen: 'Ja, das ist einfach, es sind eben wirkliche Menschen.' Doch dies würde die teilweisen Materialisationen von lebenden Händen, Armen und Köpfen nicht erklären. Auch sind die Erscheinungen nicht immer von normaler Größe. Gegen Ende der Sitzung, wenn das Medium bis zu einem gewissen Grade erschöpft ist, oder wenn es schon vor der Sitzung weniger gut disponiert war, haben die Phantome nicht die volle Größe, sondern nur zwei Drittel oder einhalb davon. Als ich ein solches Phantom zum ersten Mal erblickte, glaubte ich, es sei ein Kind, aber bei näherer Betrachtung sah ich an dem faltenreichen Gesicht, daß es eine alte Frau oder ein alter Mann war, nur unter Normalgröße. Der Zirkelleiter pflegt in einem solchen Fall zu sagen: 'Wir wollen dem Medium helfen' (ein technischer Ausdruck im Zirkel). Er fängt dann an, im Takt zu klopfen, wobei alle Teilnehmer tief und gleichmäßig atmen, Der Effekt dieser Prozedur ist wunderbar: die verkleinerte Phantomgestalt wächst und erreicht in wenigen Sekunden ihre volle Größe.

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