Verfahren zur Verbindung mit der jenseitigen Welt

- 9- in Verbindung treten. Für den ersten Augenblick brauchte ich immer Albert, dann aber konnte er weggehen, und ich blieb allein in der Sofaecke sitzen. Über mir in dem Winkel zwischen Wand und Deckenecke ertönte dann das Klopfen. Wie schade, daß ich mir damals über manche so verb lüffende Antwort keine Notizen gemacht habe! In der Befragung wurde ich auch findiger. Ich trug die Buchstaben des Alphabetes auf einer Karte auf und numerierte sie, so daß ich Worte und Sätze als Antwort erhielt. 'Er' klopfte die Zahl, und ich hatte den dazugehörigen Buchstaben. Ich brauchte dann die Buchstaben nur zu Worten zusammenzufügen und hatte eine wirkliche schriftliche Antwort. So erfuhr ich, daß der Geist das erste Mal mit einem Menschen Verbindung hatte, daß er noch an das Haus gebunden sei, daß er Besitzer des Hauses gewesen sei und Ramdohr geheißen habe. Herr Kapphahn erkundigte sich in der Stadt bei älteren Leuten, wer etwas über das Haus Gradlerstraße 3 wisse. Da wurde ihm als Antwort gegeben: 'Das ist doch die Ramdohrsche Villa, die dem verstorbenen alten Professor Ramdohr gehörte. Der ist aber schon lange tot.' Die Hammerschläge waren immer wahre Temperamentsausbrüche, bald kräftig schlagend, bald gleichgültig, bald schleppend, bald Mißmut ausdrückend. Mir sind einige ganz wichtige und bestimmte Antworten im Gedächtnis haften geblieben. • Auf die Frage, ob es einen Gott gebe, kamen zwei Hammerschläge von nie zuvor gehörter Stärke. • Auf die Frage, ob sein jetziger Zustand ein tieferes Erkennen und Erschauen Gottes ermögliche, kam 'Ja'. • Auf die Frage, ob sein jetziges Dasein ein weiteres Entwicklungsstadium unseres Lebens sei, kam ebenfalls 'Ja'. • Auf die Frage, ob er noch mit anderen Mitteln als Klopfen irdische Verbindung aufnehmen könne, antwortete er mit 'Nein'. • Ob mit vielen Menschen: 'Nein, nur mit ganz seltenen Klopfmedien'. • Ob er Sinnesorgane gebrauche wie Auge und Ohr, da er doch gemäß seinen richtigen und bestimmten Antworten nach unseren Begriffen hören und sehen könne, antwortete er 'Nein'. • Ob er Verbindung mit anderen Geistern habe: 'Ja'. Rührend und mich tief bewegend war immer der Abschied von mir, wenn wir uns lange allein unterhalten hatten, und ich sagte: 'Nun danke ich dir, lieber Geist, und Gute Nacht!' Dann klopfte er von der Ecke über mir alle ein bis zwei Meter mit kräftigen Schlägen bis an die Tür, dann die Tür hinaus den ganzen Korridor entlang, bis die Schläge am Ende des Korridors verklangen. Ich habe mich immer und immer wieder gefragt: Ist das eine im Unterbewußtsein schlummernde Kraft in mir oder eine Kraft außerhalb von mir, ein wirklicher Geist, der aus dem irdischen Körper in ein fortgeschrittenes Stadium ausgeschieden ist? Aber die vielen Antworten und die geradezu individuellen Äußerungen wie der eben berichtete Abschied, das freudige Klopfen, wenn wi r uns zur Zwiesprache hinsetzten, ließen mich zur letzteren Auffassung hinneigen. Dieses Erleben beschäftigte mich selbstverständlich auch außerhalb der Unterhaltungen. Aber das Examen rückte näher heran, und unsere Zeit war zu kostbar, als daß wir sie jetzt der so dringend nötigen Arbeit hätten entziehen können. Und so wurden die Unterhaltungen immer seltener. Als ich mich nach einigen Jahren im Hause meiner zukünftigen Schwiegereltern mit meiner Braut und mit meiner Schwägerin intensiv bemühte, wieder Verbindung zu bekommen, blieb es ohne Erfolg. Ob es mir heute, nach 55 Jahren im Ramdohrschen Haus in Gotha wieder gelingen würde? Und ohne Albert T., der allein schon meine mediale Kraft so verstärkte, daß ich augenblicklich Verbindung erhielt?"

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3