Kapitel 1: Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebung

- 32 - Doch entschloß er sich eines Abends aus Neugierde, mich in eine solche Kirche zu begleiten. Wie jedem in der Kirche Anwesenden, wurde auch ihm eine Botschaft erteilt. Das, was ihm da gesagt wurde, erwies sich in allen Teilen als zutreffend, obschon das Medium ihn zum erstenmal sah und selbstverständlich nicht wußte, wer er war. Dabei wurde ihm auch mitgeteilt, daß er selbst eine große mediale Veranlagung habe, die er doch weiter ausbilden möge. Nach Hause zurückgekehrt, fragte mich Herr Niemann, was die Hellseherin mit der Ausbildung seiner medialen Veranlagung meine. Nun erklärte ich ihm die Zusammenhänge und erbot mich, mit ihm und seiner Frau zusammen das eine- oder anderemal in der Woche einen kurzen Gottesdienst zu halten. Damit war ja auch mir von neuem Gelegenheit gegeben, das in Deutschland Erlebte auf seine Richtigkeit zu prüfen, an der ich freilich in keiner Weise mehr zweifelte. Ich hielt die Gottesdienste in derselben Weise, wie ich es früher in meiner Pfarrei in dem kleinen Kreis getan hatte, von dem ich bereits berichtet habe. Hier nun, jenseits des Ozeans, in einer Familie, die den Gottesglauben preisgegeben, aber ehrlichen und aufrichtigen Willens war, die Wahrheit anzunehmen, sah ich zunächst die Ausbildung der Medien in derselben Weise vor sich gehen, wie ich das bei den Medien meiner früheren Umgebung beobachtet hatte. Es waren also dieselben Gesetze der medialen Entwicklung, dort wie hier. Schon am ersten Abend begann bei Herrn Niemann das mediale Schreiben, bei dem er zwar wußte, daß er schrieb, aber nicht, was er schrieb. Die einzelnen Abschnitte des Niedergeschriebenen zeigten verschiedene Handschriften und waren auch von verschiedenen Namen verstorbener Angehöriger und Freunde unterzeichnet, deren Herr Niemann sich erst wieder erinnerte, als er ihren Namen auf seiner Niederschrift an diesem Abend vor sich sah. Sie teilten ihm mit, er sei in dem, was er jetzt tue, auf dem rechten Wege. Er möge darauf fortfahren. • Denn wie froh wären sie selbst gewesen, wenn man ihnen während ihres irdischen Lebens diesen Weg zu Gott gezeigt hätte. Es gäbe ein Jenseits und einen Gott; und auf ihn möge er vertrauen. Herr Niemann war sprachlos, als er zu sich kam und das las, was mit seiner Hand in verschiedenen Schriftzügen geschrieben worden war. Nachher hielt Herr Niemann in meiner Abwesenheit den Gottesdienst mit seiner Frau allein. Er schrieb wiederum, wie das erstemal, worüber sich seine Frau sehr wunderte. Denn sie war im Stillen der Meinung, ich hätte ihren Mann hypnotisiert und ihm durch Gedankenübertragung das eingegeben, was er niedergeschrieben. Nun hatte sie den Beweis, daß ihre Annahme unrichtig war, weil das mediale Schreiben auch dann in derselben Weise vor sich ging, wenn ich nicht zugegen war. Außerdem hätte sie sich schon das erstemal sagen müssen, daß mir die Namen der Verstorbenen nicht bekannt sein konnten, die unter der ersten Niederschrift standen, und ich daher auch nicht imstande war, sie auf den Schreibenden zu übertragen. Sie erhielt aber in derselben Sitzung einen noch überzeugenderen Beweis. Plötzlich wurde sie nämlich selbst von einer unsichtbaren Macht gezwungen, den Bleistift zu ergreifen und zu schreiben, während ihr die Tränen über die Wangen rannen. Im Gegensatz zu ihrem Manne wußte sie, was sie schrieb. Es war bei ihr dasselbe, was ich bei dem einen Jungen in meiner Pfarrei erlebt hatte. Wie diesem, so wurden auch der Frau Niemann die Gedanken, die sie niederschreiben sollte, mit aller Macht eingegeben. Sie war also ein "Inspirationsmedium" wie jener Junge. Auch sie war nicht in der Lage, am Schluß ihrer Niederschrift das noch einmal wiederzugeben, was ihr inspiriert worden war. Die Ausbildung dieser beiden Medien ging von Woche zu Woche weiter. Herr Niemann schrieb noch eine kurze Zeit, dann aber begann seine Ausbildung als "Sprechmedium" mit all den äußeren Erscheinungen, die ich bei dem Sprechmedium in meiner früheren Pfarrei erlebt hatte. Der Geist, der durch ihn sprach, kam stets mit dem Gruß: "Der Friede Gottes sei mit euch!" oder, wenn er besondere Belehrungen erteilen wollte, mit dem Gruß: "Gottes Wort sei mit euch!" Eine Bestätigung der Wahrheit dessen, was durch diesen Geist uns mitgeteilt wurde, erhielten wir eines Tages in einer uns alle erschütternden Weise. Ich hatte in Deutschland einen sehr lieben Freund. Er war ein einfacher Mann aus dem Volke und lebte auf dem Lande in einem kleinen Dorfe. Vor meiner Amerikareise hatte ich mich noch persönlich von ihm verabschiedet.

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