Das Fortleben nach dem Tode

- 18 - müsse sich um eine Verwechslung handeln, er sei den ganzen Tag nicht ausgegangen. Seltsamerweise war der Name Loose auf dem Zettel richtig geschrieben, Sherman las ihn vor. 'Gewiß', war die Antwort, 'wir erwarten Sie am Sonntag, aber der Portier muß sich geirrt haben. Josie und Ray und der kleine John (Looses Tochter, Schwiegersohn und Enkelchen) waren zum Mittagessen hier. Ich habe den ganzen Tag keine Schuhe angezogen und bin in meinen Arbeitshosen und der alten braunen Strickweste, habe Pantoffeln an... Mein Wagen ist gar nicht aus der Garage gekommen.' Seltsam! Sherman begab sich sofort wieder hinunter zum Portier, dem er mitteilte, daß der Besucher den ganzen Tag zu Hause gewesen sei. Er fragte ihn, ob er sich vielleicht erinnern könnte, wie der Herr aussah? Mr. Cousins erwiderte, er hätte wie ein Arbeiter ausgesehen, Arbeitshosen und eine braune Strickjacke mit einem dunkelblauen Hemd und eine Mütze angehabt. Sherman war verblüfft über diese genaue Schilderung Looses, was er Cousins auch sagte: Loose hätte ihm eben mitgeteilt, daß er auf diese Weise gekleidet sei, zugleich aber, er sei den ganzen Tag zu Hause gewesen. Nun war es an Cousins, verblüfft zu sein. Er erinnerte sich nun, daß er den Mann gar nicht hereinkommen gesehen hatte, als er aufsah, stand er auf einmal da, er sprach langsam, als falle es ihm schwer, wie jemand, der fürchtet, sein Gebiß zu verlieren! Seine Worten waren: "Sagen - Sie - Herrn - Sherman - Mr. Loose - erwarte - ihn - am - Sonntag -." Er fragte noch, ob der Portier alles richtig verstanden habe. Eine Dame, die dabei zugegen war, sagte nachher, es sei ein sonderbarer Mann gewesen. (Sie hatte ihn also auch gesehen!) Er verschwand dann, ohne daß der Portier wie sonst die sich entfernenden Schritte und das Öffnen und Schließen der Eingangstüre gehört hätte. "Wenn das nicht Herr Loose war", schloß der erstaunte Cousins, "wer war es dann?" Sherman rief Loose abermals an und berichtete ihm das Ganze. Nun schien Loose etwas bestürzt, er bat Sherman, die Sache dem Portier gegenüber auf sich beruhen zu lassen und versprach, sie am kommenden Sonntag aufzuklären. Anläßlich seines Besuches vertraute er dann Sherman an, daß er die Fähigkeit besitze, seinen Körper zu verlassen, und zwar absichtlich, voll bewußt und mit völliger Erinnerung an das Erlebte bei der Rückkehr. Er pflege auf diese Weise einige ihm nahestehende Personen zu "besuchen", nach vorheriger telepathischer Vereinbarung, so daß er erwartet werde. Seine Frau passe inzwischen auf seinen Körper im Schlafzimmer auf, da es einen Nervenschock auslösen könnte, wenn er unzeitig geweckt werde. Frau Loose pflege, wenn Besuche kämen, zu sagen, ihr Mann habe sich niedergelegt und dürfe nicht gestört werden. Ein Freund von Loose, John Carlos, ein katholischer Geistlicher in Südamerika (Loose selbst war nicht Katholik, doch sei das von der Konfession unabhängig), pflege seinerseits Loose auch auf diese Weise zu besuchen, es geschehe dies meist auf einer bestimmten stillen Gartenbank. Sollte jemand zufällig vorbeigehen, würde er wohl kaum merken, daß es sich nicht um einen Menschen in seiner fleischlichen Körperlichkeit (in the flesh) handle. Was Loose nun beunruhigte, war, daß er diese Fälle von Ausscheiden des Doppelgängers immer voll bewußt und absichtlich vollzogen hatte, im vorliegenden Fall aber nichts davon merkte. Er war offenbar eingenickt, nachdem er kurz vorher an Sherman und sein freundliches Geschenk gedacht und sich auf seinen bevorstehenden Besuch am Sonntag gefreut hatte. Wie lange er geschlafen hatte, wußte er nicht, vielleicht war der Schlaf in Bewußtlosigkeit übergegangen, und ein Teil seiner selbst hatte sich selbständig gemacht. Seine Tochter und ihre Familie hatten sich nach dem Essen verabschiedet, seine Frau und deren Schwester hatten sich zu einem Mittagsschläfchen zurückgezogen, während er selbst über ein Buch gebeugt, das er lesen wollte, in dem Zimmer am Eingang saß (die Tochter sah ihn, als sie wegfuhr, noch kurz nach 13.30 Uhr). Frau Loose und ihre Schwester wurden kurz vor 14.30 Uhr durch den Schlafzimmerwecker (der etwas vorging) aufgescheucht und begaben sich nach kurzer Unterhaltung wieder in das Vorzimmer, wo sie Herrn Loose über sein Buch gebeugt vorfanden. (Frau R. A. Burkhart, geborene Loose, ihr Mann, Frau Emily H. Loose und ihre Schwester Dorothy Hesse, bestätigten dies alles an Eides Statt in einer Erklärung vom 20. Dezember 1941). Sein unbewußt sich ablösendes Selbst wußte offenbar, daß Sherman nicht zu Hause war, da "es" gar nicht nach ihm fragte, sondern nur die Botschaft hinterließ.

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