Das Fortleben nach dem Tode

- 62 - Dieses gewichtige Material wird aber meist in seiner Echtheit angezweifelt. Es wird behauptet, die ganzen Materialisationserscheinungen seien vorgetäuscht, die Bilder Fotomontagen, alle Materialisationsmedien seien Schwindler und die Beobachter und Untersucher (teils bedeutende Naturwissenschaftler, teils Laien) seien leichtgläubige Idealisten. Diese Vorwürfe sind schon gegen Crookes, Zöllner und Schrenck-Notzing erhoben worden. Sie haben sich aber kräftig dagegen zur Wehr gesetzt. Trotzdem wurden die Vorwürfe weiterhin aufrechterhalten und weiterverbreitet, mochten die "Enthüllungen" auch noch so fadenscheinig sein. Natürlich gibt es auch in der Parapsychologie und unter Medien Schwindler. Die sind in jeder Bevölkerungsgruppe und in jedem Berufsstand vorhanden. Ich selbst habe auch schon schwindelhafte Materialisations-Demonstrationen gesehen. Zwei meiner Bekannten, von mir ausgerüstet mit einem Infrarot-Nachtsichtgerät, konnten ähnliche Beobachtungen in Camp Silver Belle (U.S.A.) und Brasilien machen. Aber diese und andere Demonstrationen waren auch schon vor der Benutzung von Nachtsichtgeräten als äußerst verdächtig anzusehen. Die Medien saßen unkontrollierbar in großer Entfernung von den Beobachtern, die Beleuchtung war äußerst schlecht, alle Kontrollmaßnahmen waren verboten, meist sogar die Benutzung von Tonbandgeräten untersagt. Hier wurde niemals das Entstehen und Vergehen der Phantome und das Herausfließen des Ektoplasmas aus dem Medium unmittelbar beobachtet. Bei Nielsen wurde das aber von wissenschaftlich geschulten Beobachtern oft unter einwandfreien Bedingungen gesehen. Trotzdem ist aber auch Nielsen von der Verdächtigung der Täuschung nicht verschont geblieben. Im Mai 1915 wurde er sogar aufgrund einer nicht beweisbaren Verdächtigung (26, S. 124) für zwei Tage in Untersuchungshaft genommen. Unmittelbar danach fanden erneut Kontrollversuche mit Nielsen statt, bei denen er sich vorher nackt ausziehen mußte und dann in fremde Kleider gesteckt wurde (26, S. 126 f). Außerdem fanden die Versuche nicht in seinem Hause statt. Trotzdem erschienen Phantome und traten andere physikalische Phänomene auf. Die von den Untersuchern unterschriebene Ehrenerklärung hat aber nicht dazu geführt, daß Nielsen nicht doch mit allen anderen Schwindlern in einen Topf geworfen wird. Auch für ihn gilt: "Etwas bleibt immer hängen." Dr. Gerloff hat sich viele Jahre lang bemüht, Parapsychologen (auch der animistischen Richtung) Europas und Amerikas zu Einer Nielsen zu bringen und sie zur Untersuchung der Phänomene anzuregen. Der Göttinger Mathematiker Prof. Lyra versuchte das gleiche mit dem Kopenhagener Atomphysiker Niels Bohr. Alles vergebens. Keiner von ihnen befaßte sich mit Nielsen. Heute heißt es aus dem Kreis der gleichen Parapsychologen, daß die Versuche mit Einer Nielsen als äußerst fragwürdig anzusehen seien, da es nur Wohnzimmerexperimente gewesen seien. Der Parapsychologe Prof. Hans Bender sagte mir im Herst 1961 in einem Gespräch: "Ich stimme mit ihnen darin völlig überein, daß die physikalischen Phänomene für die Parapsychologie äußerst wichtig sind. Aber man muß es doch nicht gleich wie dieser Dr. Gerloff machen und zu Einer Nielsen fahren, um dort mit seiner eigenen Großmutter zu frühstücken." Warum eigentlich nicht? Ich würde ein solches Frühstück mit der eigenen (verstorbenen, wohlgemerkt) Großmutter als äußerst beweiskräftig ansehen. Der Gesprächspartner scheute aber offensichtlich einen solchen "Beweis". So werden also Nielsen und andere bedeutende Materialisationsmedien weiterhin umstritten bleiben. Manche Kritiker und Gegner der Parapsychologie werden weiterhin lieber annehmen (wie früher u.a. vielfach behauptet), daß die gebildeten Vollphantome nur durch Helfershelfer dargestellt worden seien. Aber seit wann gibt es halbseitig durchsichtige Helfershelfer oder solche, denen der Unterleib fehlt und die dann schweben? Und die umfangreichen tuchartigen Ektoplasmaproduktionen bis zum Umfang eines Bettlakens, so wurde behauptet, hätten Nielsen und andere Materialisationsmedien entweder aus dem Magen herausgewürgt oder aus dem After hervorgezogen und danach dorthin auch wieder spurlos verschwinden lassen. Die gegenteiligen Beteuerungen erfahrener Wissenschaftler (Ärzte, Naturwissenschaftler, Ingenieure) und anderer Beobachter wurden dagegen einfach übergangen.

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