Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 19 - Die innere Verzweiflung und Seelennot von Carolsfeld-Kraus‚ strebte einem Höhepunkt zu. Er schreibt (1, S. 98): "Endlich Befreiung als Gebetserhörung In dem Zustande, in den ich nun geraten war, fühlte ich mich allen Einflüssen der Geisterwelt preisgegeben, und der Verkehr wurde immer drohender und unheimlicher, denn die Geister hatten wegen meiner nach und nach ausgebildeten Empfänglichkeit ein überaus leichtes Spiel mit mir. Ich war Quälereien und bösartigen Angriffen ausgesetzt, und dazu kam, daß die Geister mich nun ununterbrochen in Gespräche verflochten und mich in jeder Weise bedrohten. Ich konnte sie nicht zum Schweigen bringen, und da ich nicht wußte, daß ihrer Macht Grenzen gesetzt waren, so fühlte ich mich ganz wehrlos. Andreas, der mich bis dahin, wenn ich ihn heimlich befragte, getröstet und ermutigt hatte, ließ mich nun auch entschieden und endgültig im Stich, und das bei einem besonders kritischen Anlaß. Ich fühlte mich seitdem wie ein gehetztes Wild, jederzeit unberechenbaren Zufällen und Gefahren ausgesetzt, und nun überdies außerstande, mich vom Spiritismus freizumachen - ich war und blieb ein Medium, ein Opfer der Angriffe jener Wesen! In dieser äußersten Not geschah etwas, was ungeahnte Folgen haben sollte. In meiner ohnmächtigen Verzweiflung bat ich eines Tages Gott um Hilfe, und zu meinem unaussprechlichen Staunen erhielt ich sie augenblicklich! Im Nu verschwand alle Furcht, es war, als bräche die Sonne durch, und alles wurde still. Eine neue Macht hatte sich mir plötzlich gezeigt und ließ mich merken, daß sie auf meiner Seite stand und von unbezwinglicher Kraft war. - Ich stand nicht mehr allein. Zugleich erklangen einige Worte: ' Se i ge t ros t ! Ni ch t s kann d i r ge schehen! Wi r s ind auch h i e r ! ' Dies Erlebnis bleibt mein größtes. Mit einem Male hatten Geister, Phänomene und alles dergleichen nur noch eine untergeordnete Bedeutung infolge des überwältigenden Eindrucks dieser denkwürdigen Kundgebung; ich fühlte mich über alle Maßen sicher; die Quälereien hörten auf, und die Geister konnten sich mir ohne meine Zustimmung nicht mehr nähern. Mein gedrückter Sinn richtete sich auf, die Binde fiel von meinen Augen, es wurde mir klar, welch hohlem und unwürdigem Doppelspiel ich ausgesetzt gewesen war. Ich sah ein, wie unmöglich es ist, zuverlässige Aufklärung aus jener Welt zu erlangen, wo die Bosheit in krassester Form herrscht, und wie unmöglich es für unsere verstorbenen Lieben ist, falls sie drüben sind, mit uns in ungehinderte und dauernde Verbindung zu treten. Ich sah, wie aussichtslos es für gute Geister ist, uns Ratschläge und Winke durch Geisterbotschaften zuverlässig zu übermitteln, falls sie so etwas überhaupt tun dürfen, unter so unsicheren Verhältnissen und unter Gefährdung des freien Willens, auf den es doch sicher ankommt - und als erstes wie als letztes stand mir klar vor Augen, wie unnütz und schädlich der Geisterverkehr ist, und auf welchen Abweg ich geraten war, als ich mein Ziel auf dem Wege des S p i r i t i s m u s erreichen wollte." Man kann es Carolsfeld-Kraus‚ nicht verdenken, daß er nach diesen enttäuschenden Erlebnissen der praktischen Ausübung eines medialen Jenseitsverkehrs den Rücken kehrte und für ihn die schädlichen Gesichtspunkte überwogen und nicht der mögliche Gewinn, den er nicht kennenlernte. Es ist tragisch, daß er nicht viel früher auf den Gedanken kam, Gott und seinen Sohn Jesus Christus regelmäßig um Hilfe und Schutz anzurufen und darum zu bitten, sie möchten Boten aus ihrem Reich zu ihm schicken. Da er nicht wußte, daß man die Geistwesen in feierlicher und strenger Form schwören lassen muß, daß sie nur Gott und Jesus Christus dienen und nicht etwa dem Gegenspieler Luzifer, konnten sich bei ihm die Truggeister für so lange Zeit einnisten. Er konnte aber wenigstens von Glück sagen, keinen dauernden körperlichen oder seelischen Schaden davongetragen zu haben.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3