Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister

- 31 - Auch meine verstorbenen Verwandten waren angeblich anwesend, um meiner Verurteilung beizuwohnen und über die Art der Hinrichtung abzustimmen. Sogar meine noch lebenden Verwandten würden zu dem Zweck in den Himmel gehoben, sagte mir die Stimme, auch mein Bruder, der gerade mit seinem Fahrrad von der Arbeit gekommen sei. 'Wo bin ich denn?' habe er ganz erstaunt gefragt, als er im Himmel angekommen sei. Gott habe auf seinem Thron Platz genommen, wurde mir gesagt, und allen Anwesenden sei verkündet worden, daß ein Gericht über mich abgehalten werde. Alle würden sich darauf freuen und gespannt die Verhandlung erwarten. Allen Zuschauern wurde nun verkündet, welch große Schuld ich auf mich geladen und daß ich die Verstorbenen so intensiv gerufen habe. Es wurde abgestimmt, welche Strafe ich bekommen sollte. Alle, bis auf einen, waren sich darüber einig, daß Lynchen für mich zu gnädig sei und ich deshalb massakriert werden sollte. Ich dachte an eine Tochter jenes Verstorbenen, der sich der Stimme für die Massakrierung enthalten hatte. Sie war auch bereits verstorben und sollte während ihres irdischen Lebens angeblich große Schuld auf sich geladen haben. Ich wunderte mich, wieso sie nicht massakriert, sondern jetzt im Himmel sei, wie die Stimme mir gesagt hatte. Diese Überlegung wurde mir sehr angekreidet, und es wurde ein Loblied auf diese Verstorbene gesungen. Ihr Vater, der zuerst als einziger ein gutes Wort für mich eingelegt und gegen die Massakrierung gestimmt hatte, war nun sehr enttäuscht, weil ich das von seiner Tochter gedacht hatte, und er war nun auch für die Massakrierung. Mein 'Vater' sagte mir: 'Hildegard, es wird ganz furchtbar, und du wirst vor Schmerzen die Wände hochgehen.' Im Geiste stellte ich mir die auf mich zukommenden wahnsinnigen Schmerzen vor und war von panischer Angst erfüllt. Ich beneidete alle, die in den Himmel gehoben worden waren und schon sehen durften, wie es im Himmel aussah und schon Gott schauen durften. Ich wünschte mir, auch da oben sitzen und einer Gerichtsverhandlung beiwohnen zu dürfen. Es war mir unverständlich, daß keiner sich für mich einsetzte, und ich dachte: 'Wenn ich aber im Himmel wäre und mitzubestimmen hätte, würde ich gegen die Massakrierung stimmen, selbst wenn es ein noch so großer Sünder wäre.' Durch diesen Gedanken zog ich mir eine verschärfte Strafe zu, und ich wurde als überheblich und eingebildet hingestellt. Während der furchtbaren Bedrohungen sagte mein 'Vater', er dürfe nicht länger bei mir bleiben und müsse mich nun verlassen. Das machte mich tieftraurig. Als ich mich dann so sehr von ihm verlassen fühlte, hörte ich plötzlich neben mir an meinem Ohr ganz leise meinen Namen flüstern. Es war wieder die liebe und mir so sehr vertraute Stimme. Ich war unbeschreiblich glücklich, meinen Vater wieder in meiner Nähe zu wissen. 'Ich bin noch mal zurückgekommen, sagte dann die sich als mein Vater ausgebende innere Stimme, wohl, um die Anwesenheit meines wirklichen Vaters zu rechtfertigen. Es wurde mir befohlen, mich auf den zu Boden legen, was für mich nach langem Stehen eine richtige Wohltat war. Als mein Mann einmal zur Türe hereinschaute und mich so nackt liegen sah, brachte er mir ein Kopfkissen und eine Decke. Darüber war ich sehr gerührt. Ich durfte ihm ja nicht sagen, daß eine Stimme mich gezwungen hatte, mich entblößt hinzulegen und in dieser Position meine Massakrierung zu erwarten. Es tat mir sehr leid, daß mein Mann sich die Mühe machte, das ganze Bettzeug aus dem Nebenzimmer herüberzubringen, um mich dann besorgt zuzudecken. Zwar fröstelte ich stark, und es tat so gut, unter der warmen Decke zu liegen, aber ich wußte ja, daß meine Peiniger dies nicht dulden wurden. Trotzdem freute ich mich sehr über sein Mitgefühl und rechnete ihm diese Fürsorglichkeit sehr hoch an. Ich mußte meinen Mann aber sofort wieder hinausschicken, sonst würde er mit mir zusammen massakriert, sagte mir die Stimme. So war ich sehr besorgt darum, daß mein Mann das Zimmer so schnell wie möglich wieder verließ. Die Decke und das Kopfkissen mußte ich, wie vermutet, sofort beiseite legen. Die Gerichtsverhandlung wurde nun weiter fortgeführt. Michael weine bitterlich, wurde mir gesagt und meine Mutter versuche ihn zu trösten. Ich hörte meine Mutter sagen: 'Dat Hildegard deht mich evver leht (Die Hildegard tut mir aber leid)'. Während der furchtbaren Androhungen konnte ich meine Gedanken nicht unterdrücken und dachte, daß es vielleicht doch nur leere Drohungen seien. Da wurde die Stimme wütend und sagte, im Himmel werde auch Theater gespielt und ich müsse mitmachen.

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