Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen

- 20 - 8. Blutgruppenuntersuchungen An dieser Stelle ist etwas über die Problematik der ganzen Blutuntersuchungen zu sagen. Bei den Eingriffen der philippinischen Heiler werden meistens Blutreste gewonnen, die in Wattebäuschen aufgesogen sind oder als Blutflecken in der Kleidung vorliegen. Weiter wird bei den Eingriffen das austretende Blut meist mit Wasser, schwachen Säuren oder ölhaltigen Flüssigkeiten vermischt. Das führt dazu, daß das Bluteiweiß vollständig oder teilweise ausfällt und später für die Bestimmungsmethoden nicht mehr löslich ist. Zur Entscheidung, ob es sich um Menschenblut oder ein bestimmtes Tierblut handelt, wird meist die Agargel-Diffusionsmethode nach Ouchterlony angewendet. Dazu werden in eine Agargelschicht auf einer Glasplatte ein zentrales und mehrere in gleichem Abstand umgebende Löcher gestanzt. Aus der zu untersuchenden Blutprobe (Blutfleck oder dergl.) wird Serumeiweiß herausgelöst (falls das noch möglich ist) und in das zentrale Loch eingebracht. In die umgebenden Löcher werden sog. Antiseren, d.h. artspezifische Immunantiseren vom Mensch und verschiedenen Tierarten eingebracht. Das Serum und die Antiseren diffundieren nun im Verlauf der Zeit in die Agargelschicht hinein und überschneiden sich dabei gegenseitig. Dort, wo nun das zu untersuchende Serum auf das dazu passende Antiserum (z. B. Antimenschserum) trifft, tritt eine Ausfällung, eine sog. Präzipitationslinie auf. Sie ist die Folge einer Antigen-Antikörper-Reaktion und zeigt an, welcher Art das untersuchte Blutserum war. Das klingt sehr einfach und eindeutig, ist es aber keineswegs immer, da es oftmals zweifelhaft ist, ob und wo eine Fällungslinie vorliegt und wo nicht. Das liegt einmal an der großen Empfindlichkeit des Blutserums gegen chemische, thermische und vielleicht auch sonstige Einflüsse und zum anderen daran, daß man vielleicht kein genau zu dem Serum passendes Antiserum eingebracht hat. Schließlich kann man ja nicht Anitseren sämtlicher Tiere testen. In der Praxis bedeutet das, daß der Untersucher das vorliegende Ergebnis deuten muß, mit allen Möglichkeiten der Fehldeutung. Hinzu kommt, daß in den Untersuchungsinstituten auch Fehler vorkommen können, da derartige Untersuchungen als reine Routine vom Hilfspersonal vorgenommen werden. Bei einem Heiler (José Mercado aus Bacag bei Villiasis) wurden dem einen Mitbeobachter, Prof. Kirchgäßner, durch eine sog. magnetische Injektion, (das ist eine imitierte Injektionsbewegung ohne Spritze und Nadel in 20 cm Abstand vom Patienten, also ohne Berührung der Haut) eine kleine Wunde am Arm erzeugt, aus der ein kleines Blutrinnsal floß. Dieses Blut kam weder mit Wasser, noch mit einer anderen Flüssigkeit in Berührung. Ich selbst fing es auf einem Objektträger sorgsam auf und ließ es an der Luft trocknen. In Deutschland wurde die Blutkruste zunächst in einem gerichtsmedizinischen Institut untersucht. Ergebnis (wörtlich zitiert): "Menschliches Blut, das wahrscheinlich die Blutgruppeneigenschaft 0 aufweist." Da zunächst die wirkliche Blutguppe des Patienten unbekannt war, wurde sie in einem Institut für medizinische Mikrobiologie aus dem Vitalblut bestimmt. Ergebnis: "Blutgruppe B, Rh – pos. (D+)." Nun wäre es ja denkbar gewesen, daß durch den paranormalen Eingriff des Heilers eine gewisse Änderung der Eigenschaften des Blutes erfolgt wäre. Auf jeden Fall muß man mit so etwas rechnen. Ich ließ nun aber den geringen Rest der Blutkruste auf dem Objektträger anschließend bei einem Landeskriminalamt untersuchen. Ergebnis: "Die Blutgruppenbestimmung nach PEREIRA ergab die Blutgruppe B". Ich war nun über diese unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse ziemlich verblüfft, da ja solche Fehlergebnisse, wenn sie bei Kriminaluntersuchungen auftreten, erhebliche Folgen haben können. Ich unterhielt mich daraufhin mit dem Leiter der Ravensburger Polizeidirektion und fragte ihn, ob man bei Kriminalfällen nicht alle Untersuchungen zweifach vornehmen lasse. Er antwortete: Meistens nicht, nur hin und wieder einmal, aber dann seien die Ergebnisse auch nicht immer übereinstimmend.

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