Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen

- 64 - Das war die krasse Unwahrheit, denn in Wirklichkeit wollte er das Gewebestück untersuchen lassen. Der Heiler wußte das natürlich und verlangte es erneut zurück. Widerwillig gab es ihm Ditfurth und sagte dazu wörtlich: "Daß ich beim Zurückgeben ein kleines Gewebestückchen doch wieder aus der Schale genommen habe, das hat er glücklicherweise übersehen." Er hat es also geklaut, wegstibitzt, wie er es etwas später selbst nennt. Das Gewebe ließ Ditfurth in Manila im National Bureau of Investigation untersuchen. Ergebnis: Lymphdrüsengewebe, doch nicht erkennbar ob tierisch oder menschlich, aber menschliches Blut der Blutgruppe 0. Ditfurth sagt selbst, daß das Gewebe zum Operationsgebiet passen würde, aber da der Patient die Blutgruppe A habe, sei der Schwindel doch erwiesen. Ich erläuterte bereits in Kapitel 9, wie vorsichtig man bei den Ergebnissen von Blutuntersuchungen sein muß und daß sich außerdem mit dem Blut während des Eingriffs etwas Besonderes ereignen kann. Aber das sind für Ditfurth keine ernstzunehmenden Hypothesen. Keinen Gedanken verschwendet er auch daran, woher der Heiler überhaupt Lymphdrüsengewebe bezogen haben könnte. Das kann man doch nicht beim Metzger kaufen. Viel Zeit und Mühe verwendete Ditfurth für seine Erklärung der vermeintlichen Tricks. Dazu sagt Ditfurth wörtlich: "Wenn man irgendwelche Tricks aufklären will, muß man sich dazu am besten eines Experten bedienen. Und da wird oft ein seltsamer Denkfehler gemacht. Da schicken die Leute dann irgendwelche Naturwissenschaftler, Mathematiker oder Physiker. Erfahrungsgemäß fallen die auf sogenannte paranormale Demonstrationen besonders leicht herein. Nein, Zauberkünstler muß man schicken. Die wissen, wie man so was macht." Aber schon bei der ersten Trickdemonstration durch Magic Christian kann ich nur lachen. In einem sehr großen Wattebausch, viel größer als ich ihn bei Heilern jemals gesehen habe, zerdrückt der Zauberkünstler unter laut hörbarem Knirschen eine Glasampulle, aus der dann rote Flüssigkeit herausläuft. Die sich rot färbende Watte wird anschließend zusammengedrückt und als "Gewebeteil" präsentiert. Ditfurth bezeichnet ihn als "Gallenstein" und spricht von einem "erheblichen Eingriff". Mit derartig primitiven "Kunststücken" würden sich die Patienten bei den Heilern nicht lange hinter das Licht führen lassen. Das Knirschen der "Blutampullen" wäre auch dort nicht zu überhören. Auf ähnlichem Niveau liefen auch die anderen großsprecherisch vorgeführten Trickdemonstrationen ab. Keinerlei Ähnlichkeit mit den wirklichen Vorgängen, niemals z. B. das Vorführen der schnellen Koagulation32 des Blutes, wie man es bei Heilern meistens sieht. Einen besonders für mich ärgerlichen Einschlag bekam der Film "Das Geschäft mit dem Wunder" dadurch, daß in ihm ohne mein Wissen und meine Einwilligung Teile des ersten meiner Filme verwendet wurden. Das ist nach dem Urheberrechtsgesetz eine strafbare Handlung und wird mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu einem Jahr bedroht. Es hat Ditfurth aber nicht weiter abgeschreckt, da er sicher davon ausging, eine möglicherweise zu bezahlende Geldstrafe unter den Herstellungskosten verbuchen zu können. Er führt meinen Film als Werbefilm ein (was er gar nicht ist und nicht sein soll), mit meinem vollen Namen und Titelvorspann und läßt mich mit eigener Stimme zu den Bildern einer Gebetsbehandlung einige Sätze zum Wesen der Geistigen Heilung und der paranormalen Chirurgie sagen. Dies kommentiert er dann wiederum mit folgenden Worten: "Das sind natürlich Verheißungen, die auf chronisch Kranke oder auf von ihren Ärzten für unheilbar erklärte Menschen eine magnetische, oft unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben" (ich verheiße in dem Film überhaupt nichts und mache ausdrücklich auch auf die vielen Mißerfolge aufmerksam). Und so kommen sie denn aus aller Herren Länder. Die Patienten selbst oder ihre Angehörigen haben oft ihre letzte Habe geopfert, um von dieser, wie sie glauben, allerletzten Hoffnung noch Gebrauch machen zu können." - Ich kenne keinen Patienten, der für eine Heilbehandlung auf den Philippinen seine letzte Habe geopfert hat. - An weiteren Teilen aus meinem Film hat sich Ditfurth für seine Sendung nicht etwa die besonders eindrucksvollen Szenen ausgesucht, die seine Tricktheorie sofort schlagend widerlegen würden, 32 Koagulation: Ausflockung, Gerinnung eines Stoffes aus einer kolloidalen Lösung (Chem.).

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